Bajazzo's |
Cleantex
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Hallo,
es gibt inzwischen Ergebnisse aus der Schweiz, und die Antwort ist eine echte Überraschung.
Ich stelle die Resultate heute Nachmittag ein, nochmal herzlichen Dank an Professor Uggowitzer und sein Team !
__________________ Viele Grüsse
Armand
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23.01.2009 10:31 |
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Cleantex
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RE: Bajazzo-Blech metallurgische Analyse |
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Zitat: |
Lieber Herr Armand,
wir haben Ihre Blechabschnitte erhalten und analysiert. Die Ergebnisse finden Sie im angehängten File. Die Antwort auf Ihre Frage ist immer noch nicht ganz eindeutig. Was man sagen kann ist folgendes:
Die Bleche sind nicht "beschichtet"; es handelt sich nicht um eine metallische Substanz, wie dies bei einer Beschichtung der Fall wäre, sondern um eine organische Farbe.
Die Bleche sind also "gestrichen" worden. Die genaue Zusammensetzung der Farbe wäre aber sehr schwierig zu bestimmen; wir können das nicht.
Ich hoffe Ihnen damit gedient zu haben.
Mit freundlichen Grüssen,
Peter J. Uggowitzer
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Prof. Dr. Peter J. Uggowitzer
ETH Zürich
Metallphysik und Technologie
Departement Materialwissenschaft
HCI J490
Wolfgang-Pauli Str. 10
CH-8093 Zürich |
__________________ Viele Grüsse
Armand
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23.01.2009 14:49 |
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Cleantex
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RE: Bajazzo-Blech metallurgische Analyse |
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Die Suche geht also in eine neue Richtung.
JUDENGOLD,
und ich hasse Rassisten, aber das war nun mal der alte Name.
Die Farbe basiert auf Zinnsulfiden und wurden mit Eiweiss! oder Lack aufgetragen. Eiweiss ist 100% organisch.
Die am nächsten gelegene Farbe in der RAL-Palette ist 1036.
Hier ein Beitrag dazu :
Zitat: |
Judengold,
unechtes Gold,
Verbindungen des Zinns mit Schwefel. Einfach-Schwefelzinn (Zinnmonosulfid, Zinnsulfür, Zinnsulfuret) SnS entsteht beim Erhitzen von Zinn mit Schwefel als bleigraue blätterig kristallinische Masse, wird durch Schwefelwasserstoff aus Zinnchlorür und Zinnoxydulsalzen braunschwarz gefällt, löst sich in schmelzendem wasserfreien Zinnchlorür und kristallisiert beim Erkalten in metallglänzenden Blättchen; durch Salzsäure wird es zersetzt.
Zweifach-Schwefelzinn (Zinndisulfid, Zinnbissulfuret, Zinnsulfid) SnS2 wird aus Zinnchlorid durch Schwefelwasserstoff gelblich gefällt, ist nach dem Trocknen gelbbraun, etwas durchscheinend, wasserhaltig. In goldglänzenden Blättchen kristallisiert, erhält man es als Musivgold (mosaisches Gold, Judengold, unechte Goldbronze) durch Erhitzen einer innigen Mischung von Zinnamalgam, Salmiak und Schwefel bis zur Verflüchtigung des Quecksilbers und Salmiaks. Es bildet zarte, goldgelbe oder bräunlichgelbe, metallglänzende Schuppen, fühlt sich zwischen den Fingern wie Talk an und läßt sich auf der Oberfläche der Körper in die dünnsten Schichten zerteilen. Es ist unlöslich in Wasser, wird auch von Salzsäure und Salpetersäure nicht angegriffen, löst sich in Königswasser und Kalilauge und sublimiert beim Erhitzen zum Teil unzersetzt.
Man benutzt es zur unechten Vergoldung von Holz, Gips, Metall, indem es mit Eiweiß oder Lack aufgetragen wird. Es widersteht den Säuren, fetten Ölen und Schwefelwasserstoff besser als die freilich schönern Bronzefarben, durch welche es in neuerer Zeit vielfach verdrängt ist. Die Entdeckung des Musivgoldes wird Kunkel zugeschrieben, vielleicht aber wurde es erst im 18. Jahrh. bekannt. Das amorphe Sulfid gibt mit Salzsäure Schwefelwasserstoff und Zinnchlorid; Alkalien lösen es und bilden zinnsaures Alkali und eine Verbindung von Zinnsulfid mit Alkalisulfuret (Sulfostannat).
Ende Zinnsulfide
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Es wird auch von Muschelgold gesprochen, das findet man auch noch als Malergold, sogar bei Ebay
, ob es aber für unsere Zwecke taugt, ist eine andere Sache.
Eine Herstellungsbeschreibung (von 1893) :
Zitat: |
Stannum bisulfuratum (Aurum musivum).
Zinnsulfid, Musivgold.
SnS2^[SnS_{2}].
Es bildet weiche, fettig anzufühlende, goldglänzende Flimmern. Wird auf sehr verschiedene Weise hergestellt; gewöhnlich durch Erhitzen von Zinn, Schwefel und Salmiak oder noch besser von Zinnamalgam mit diesen beiden Körpern. Hager giebt als Mischungsverhältnisse z. B. an: 100 Th. Zinn werden mit 50 Th. Quecksilber amalgamirt, gepulvert, mit 50 Th. Salmiak und 60 Th. gepulvertem Stangenschwefel gemischt. In einem Glaskolben wird dieses Gemisch im Sandbade langsam bis zum schwachen Rothglühen erhitzt und zwar so lange, bis schweflige Säuredämpfe auftreten. Nach dem Erkalten des Kolbens wird dieser zerbrochen. Unten findet sich gewöhnlich eine Schicht von stahlgrauem Einfachschwefelzinn, darüber das Zinnbisulfid. Im Halse des Kolbens findet man gewöhnlich Zinnober ansublimirt. Das Quecksilber und der Salmiak dienen nur dazu, die Entstehung des Musivgoldes zu erleichtern.
Anwendung findet das Musivgold, mit Gummischleim angerieben, als unechtes Muschelgold zur Wassermalerei; ferner mit Firniss oder Lacken angerieben zu Bronzeüberzügen und endlich zum kalten Bronziren. Reibt man nämlich Kupfer mit einer Mischung aus 1 Th. Schlemmkreide und 1 Th. Musivgold mittelst eines weichen Lappens kräftig ein, so erhält dasselbe einen schönen Goldglanz.
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__________________ Viele Grüsse
Armand
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23.01.2009 17:30 |
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Cleantex
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Was wir jetzt brauchen ist Zinnsulfid SnS2, es ist die Basis für diese Farbe.
Selbst herstellen kommt nicht in Frage, es gibt genug Quecksilber-Opfer.
Aber die Autoindustrie, vor allem die Zulieferer verwenden es.
Es wird bei Brems- und Kupplungsbelägen als umweltfreundliches Additiv benutzt.
Es scheint heutzutage auch relativ teuer zu sein, die Betonung liegt auf relativ.
Auf dem freien Markt habe ich es bis jetzt nicht aufgetrieben, wir werden also wieder
jemand aus der Gross-Industrie anpumpen müssen. Aber das ist ja nicht das erste Mal.
Es gibt eine Firma in Österreich, Chemetall, die hauptsächlich Metallsulfide herstellt,
da will ich mal zuerst anklopfen, früher oder später kriegen wir es doch.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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25.01.2009 18:54 |
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Cleantex
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Es gab vor kurzem eine Auktion bei Ebay, die ich leider verpasst hatte.
Da ich aber in Hinsicht Bindungsmittel auf einem neuen Weg bin, ist es
zuerst einmal nicht so wichtig. Sicher scheint, dass es keine Lösungsmittel
darin gab, sonst wäre auch der Inhalt dieser Flasche schon verdunstet.
Auch wenn die alten Handwerker wohl mit anderen Gebindegrössen gearbeitet haben,
so ähnlich mag es auf den Tischen ausgesehen haben.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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10.04.2009 12:36 |
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Cleantex
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Das Rätsel scheint gelöst und es ist keine Goldbronze.
Ich habe eine Firma in Europa gefunden die diese Methode noch benutzt
und das Produkt in kleiner Menge nach altem Rezept herstellt.
Sobald das Fläschen in meinen Händen ist, mache ich den Test.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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24.04.2009 01:52 |
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Cleantex
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25.09.2009 21:06 |
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Cleantex
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Auch wenn Jentzsch und Meerz nicht direkt die Erfinder des Bajazzo's waren,
stand die Qualität der Produkte unbestritten weit über der Konkurrenz.
Aber es gibt trotzdem ein Jentzsch und Meerz Patent zum Bajazzo !
Es geht dabei um die berühmte Doppeltauszahlung.
Wenn ein Gewinn erzielt wird und bei dem nächste Spiel sofort wieder ein Gewinn, dann wird dieser Gewinn doppelt ausbezahlt.
Durch eine mechanische Weiche wurde der Kugellauf so gestellt dass nach einem ersten Gewinn die Kugel zweimal das Rad auslöste,
die Weiche wurde nach einem erfolglosen Versuch wieder zurück gestellt.
Garnicht so blöd, hat es doch einen Spieler dazu verleitet es nach einem Gewinn nochmal zu versuchen und so das Spiel fort zu setzen.
Vielleicht sogar der erste Automat überhaupt mit diesem perfiden Hintergedanken.
Hier ist das Patent, und die Fotos von meinem Bajazzo (unrestauriert)
J&M Patent für die Doppelt-Auszahlung
__________________ Viele Grüsse
Armand
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18.11.2009 22:24 |
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