Unternehmens-Infos "Dr. Walter Hansberg" (Saarland) |
klaschatx
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Unternehmens-Infos "Dr. Walter Hansberg" (Saarland) |
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Hallo zusammen,
und wieder stehe ich da mit ein paar Fragen zu einem bestimmten Gerät bzw. einer Firma der Kickertischgeschichte. Im Saarland wurde schon sehr früh (60er Jahre) und wird bis heute im Ligenbetrieb gespielt. Der gespielte Tisch ist ein echter Dinosaurier: der "Saarland-Kicker", der auch als "Hansberg" bezeichnet wird. Seit über 40 Jahren wird das Modell von Paulus und Paulus GbR aus Schiffweiler hergestellt. Gerüchteweise hieß es in der Kickerszene immer, der Tisch sei von einem Schreiner namens Hansberg entwickelt worden - daher auch der zweite Name "Hansberg". Das Modell ist irgendwie auch ein echtes Stück Kultur- und Zeitgeschichte - der ganze Aufbau mit der Torkonstruktion, den Teleskopstangen, dem Linoleum-Spielfeld und den Metall-Figuren hat einen unverkennbar französisch geprägten Einschlag. Darin spiegelt sich wieder, dass das Saarland in der Nachkriegszeit unter französischer Verwaltung stand und erst spät wieder zu Deutschland gekommen ist. Was auch dafür spricht, dass der Tisch vielleicht schon in der Frankreich-Zeit entwickelt worden ist.
Nach der langen Vorrede nun meine Frage: In Billboard bin ich darauf gestoßen, dass der Tisch Anfang der 60er Jahre von einer Firma Dr. Walter Hansberg produziert wurde und auf den Namen Tischfußballspiel "Saar" hörte. Dieser Dr. Walter Hansberg war wohl auch im saarländischen Automatenverband sehr aktiv. 1964 brachte die Firma einen anderen Spielautomaten auf den Markt: ein 2-Spieler-Wasserball-Spiel, bei dem ein Ball mit Wasserstrahl-Pistolen in Tore befördert werden musste.
Sind euch irgendwelche Unternehmens-Infos zu dieser Hersteller bekannt? Welche Produkte wurden hergestellt? Gibt es Anzeigen aus der Zeit? Natürlich ist für mich das Tischfußballspiel am interessantesten, aber ich bin auch im Sinne eines runden Portraits für jedes andere Material zur Firma dankbar.
Herzliche Grüße
und ein schönes Pfingstfest euch allen!
Und besonders Armand ein fröhliches stinkendes Pfingst-Basteln bei tollem Wetter ;-)
Klaus
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21.05.2010 21:28 |
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Cleantex
Moderator
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RE: Unternehmens-Infos "Dr. Walter Hansberg" (Saarland) |
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Solange die Nachbarn nicht mit Grillen anfangen, der Rest geht vom Geruch noch
Unser Freund Doktor Walter Hansberg aus Neunkirchen ist kein Unbekannter,
hat er doch auch den Geldspielautomaten Rasant gebaut :
(Nachtrag : Und den Jucunda und den Hansemat)
Hier das Foto aus dem Automatix-Club Archiv :
Ich hatte auch mal so ein Stück (leider Schrott) gekauft, allerdings hat Daniel Baum einen in gutem Zustand,
das hatten wir hier besprochen :
Hansberg Rasant-Geheimtip??
Aber ich weiss, du willst kickern ( ist ja auch bald die WM
)
also, schau mer mal ob sich noch Informationen finden.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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21.05.2010 22:57 |
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Cleantex
Moderator
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21.05.2010 23:35 |
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klaschatx
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Und wieder einmal: ganz große Klasse!
Was erstaunlich ist: der Tisch wird bis heute nahezu unverändert gebaut, wie Bilder von einem "modernen" Tisch zeigen.
Aber eben auch nur "nahezu". Ich kann mir gut vorstellen, dass für euch hier das mit den Kickertischen nicht so furchtbar interessant ist. Wie mal ein Autor schrieb: Für das ungeschulte Auge sehen alle Kickertische einigermaßen gleich aus. Aber auch nur für das ungeschulte Auge: Beim Hansberg gibt es mindestens eine klitzekleine Veränderung von den alten zu den neuen Geräten, die spieltechnisch riesige Bedeutung hat. Sieht die einer von euch im Vergleich zwischen Flyer von 1962 und meinen Fotos?
Gemeint ist die zusätzliche (schwarze) Holzleiste, die unten im Winkel zwischen Seitenwand und Spielfeld verläuft. Warum ist das so spielentscheidend? Weil die breiten Puffer die Figuren so weit von der Bande (Seitenwand) weg stoppen, dass man da jeden Ball nach vorne durchspielen kann, ohne dass er vom Gegner aufgehalten werden könnte. Geübte Spieler sind dann in der Lage, einen Ball direkt von der 2er-Reihe hinten nach vorne auf die Stürmerreihe (3er) zu spielen, ohne dass man da irgendwie eingreifen könnte. Noch in der Ecke um 1980 herum hatten die Tische diesen "Mangel". Danach wurden dann die Leisten montiert.
Nur mal so als kleiner Eindruck, dass es auch in einer Kickertisch-Geschichte einiges zu erzählen gibt ;-)
So - herzlichen Dank noch mal. Überflüssig zu erwähnen, dass mir wie üblich jedes weitere Material über Hansberg oder andere Hersteller/Tische hochwillkommen ist!
Viele Grüße
Klaus
klaschatx hat diese Bilder (verkleinerte Versionen) angehängt:
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22.05.2010 08:39 |
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alte-automaten
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Ich besitze zwar den bereits von Armand erwähnten RASANT von DR.Hansberg,weitere Firmeninfos sind mir allerdings nicht bekannt....
Deine Ausführungen zu den Kickern finde ich im übrigen durchaus recht spannend;so auch die Info zu den schwarzen Seitenleisten,die ein Durchspielen der Bälle verhindern.
__________________ Bis dann
Daniel
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26.05.2010 11:04 |
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klaschatx
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Danke :-)
Könnte ich vom Rasant noch ein Bild für meine Kickertisch-Geschichte bekommen? Das wäre für die über die Kickertisch-Produktion hinausgehenden Aktivitäten der Firma eine sehr schöne Illustration.
Was die Leisten angeht, bin ich mir jetzt gar nicht mehr so sicher, ob die überhaupt zur Original-Ausstattung gehören. Ich hatte jetzt über google noch einen Online-Händler entdeckt, der ein paar Bilder vom Tisch zeigt, wo auch das Spielfeld zu sehen ist. Auf diesen Bildern fehlen die Leisten immer noch.
Dazu muss man wissen, dass (anders als in der Turnierszene bei DTFB/ITSF und P4P) beim Hansberg seit jeher viel einfach mal so verändert und repariert wurde - mit dem Material, was halt so rumlag und sich anbot. Was für die großen Verbände heute auch undenkbar ist: Die Mannschaften schufen sich früher richtige "Heimtische" mit Heimvorteil, indem sie z. B. die Figurenabstände auf den Stangen änderten. Wenn man "richtiges" kontrolliertes Kickern kennt, kann man ungefähr abschätzen, welche Nickeligkeiten man mit anderen Figurenabständen auf der 2er- und der 3er-Reihe für Spieler einbauen kann, die die normalen Abstände gewohnt sind
Das ging beim Hansberg natürlich nur, weil die Figuren hier auf den Teleksop-Stangen nur festgeklemmt und nicht durchgeschraubt sind.
Langer Rede kurzer Sinn: Ob die Seitenleisten tatsächlich ab einem bestimmten Zeitpunkt vom Hersteller selbst eingebaut wurden oder ob das Nachrüstungen der Vereine und Spieler sind, muss ich dann doch noch mal herauszufinden versuchen.
Viele Grüße
Klaus
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26.05.2010 20:27 |
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Andi68
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RE: Unternehmens-Infos "Dr. Walter Hansberg" (Saarland) |
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Hallo!
Das entspricht nicht so ganz der Wahrheit, denn in der Tat entwickelte ein Dr. Hansberg diese Spiele, woher sie auch ihren Namen tragen, seine Firma war in Neunkirchen, in der "Untere Bliesstraße"! Ich kenne drei Leute, die dort arbeiteten: Loth Werner aus Merchweiler (heute Automatenaufsteller), Kallenborn Siegfried (Rentner, war für die Elektronik anderer Automaten zuständig) aus Merchweiler und Helmut Paulus aus Schiffweiler.
Erst, als Herr Dr. Hansberg 1987 verstarb, führte Herr Paulus das Unternehmen weiter, allerdings widmete er sich nur noch den Tischfußballspielen, die er einige Zeit später in einer seiner beiden Garagen in Schiffweiler, in der Graulheck, bei seinem Wohnhaus, weiter vertrieb.
Er baute die Spiele nicht selbst (bei der Fa. Hansberg wurde das noch getan), sondern das tat die Schreinerei Jakob, in Schiffweiler und sie tut es auch heute noch.
Aus gesundheitlichen Gründen, konnte Helmut Paulus die Arbeit nicht mehr richtig ausüben, also beschloss sein Sohn Udo Paulus, ihm behilflich zu sein, das geschah 2008 und sie gründeten ein Gbr.-Unternehmen.
Vor ca. 1,5 Monaten, ist Helmut Paulus leider verstorben und sein Sohn führt die Tradition der "Hansberg"-Spiele weiterhin in Schiffweiler fort.
Ich habe ein gutes Verhältnis zu Udo Paulus, habe mir das Restaurieren und auch teilweise Bauen dieser Spiele, seit 1993 zum Hobby gemacht, kenne mich also bestens darin aus.
Das "Hansberg" gab´s übrigens lange vor dem "Bonzini"!
Liebe Grüße,
Andi
Andi68 hat dieses Bild (verkleinerte Version) angehängt:
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07.04.2013 16:28 |
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Andi68
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RE: Unternehmens-Infos "Dr. Walter Hansberg" (Saarland) |
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Hallo!
Diese Flyer sind auch für mich sehr interessant :-), wo hast Du denn die noch aufgetrieben?
Liebe Grüße aus Merchweiler,
Andi
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07.04.2013 16:49 |
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Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
Beiträge: 9.473
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Hallo Andi,
Willkommen im Forum. Hast du hier schon gelesen ?
Der ist nämlich gerade mit der Post unterwegs zu Tobias.
Hinein von Dr. Hansberg
__________________ Viele Grüsse
Armand
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07.04.2013 18:23 |
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Andi68
Mitglied
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Hallo!
Hier mal noch eine Info zu den Banden, wie wir Saarländer die Holzleisten in der Tischfußball-Szene nennen.
Ich kann leider auch keine Jahreszahlen nennen oder größtenteils nur ungefähr, aber was ich weiß, möchte ich Euch weitergeben bzw. mit Euch teilen:
die Holzleisten, die Herr Helmut Paulus in seiner Preisliste unter "Turnierleisten" führte, was der Sohn Udo auch übernommen hat, waren ursprünglich nicht an den Spielen verbaut.
Erst schätzungsweise gegen Mitte der 80er, wurden diese Banden eingeführt und viele ältere Spiele wurden nachgerüstet, sodass man durchaus sehr alte Spiele sehen kann, die mit den Turnierleisten ausgestattet sind.
Selbst, als die Turnierleisten im saarländischen Tischfußballverband schon Pflicht waren, baute Helmut Paulus diese nur ein, wenn der Kunde es wünschte, da auch viele Spiele an Privat verkauft wurden, er fragte die Kunden bei der Bestellung aber immer, ob "Banden" gewünscht sind.
Wieso die Turnierleisten eingeführt wurden:
wenn die Bälle an den Seitenwänden vorbei gespielt wurden, "wippten" sie oft zur MItte weg, da die Spielfläche seitlich, über ihre Länge, durch angeschrägte Leisten, die sich unter dem Spielbelag befinden, etwas ansteigt.
Das soll bezwecken, dass der Ball nicht am Rand liegen bleibt, doch ohne diese Turnierleisten, bekamen die Bälle einfach zu viel Schwung, sodass man es schließlich für besser hielt, Holzleisten anzufertigen und die Spiele mit denselben auszustatten.
Text zu lang, Teil 2 folgt
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08.04.2013 19:12 |
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Andi68
Mitglied
Dabei seit: 07.04.2013
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Weiter mit Teil 2
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Dies wurde schließlich auch, wie erwähnt, durch den saarländischen Tischfußballverband zur Pflicht/Auflage, wenn man einen Verein meldete und mit dem betreffenden Spiel am Liga-Betrieb Teil nehmen wollte, das ist auch heute noch so.
Bis Ende der 80er oder Anfang der 90er, war es üblich bzw. nicht selten der Fall, dass die Leisten in der Mitte geteilt wurden, was einen besseren Einbau ermöglichen sollte, da man auf diese Weise "nur" zwei Stangen ausbauen musste um die Leisten in das Spielfeld schieben zu können.
Erst wurde der Schnitt gerade durchgeführt, doch da die beiden Hälften nicht immer miteinander fluchteten, sodass der Ball, beim Durchlegen von der Fünfer- auf die Dreier-Reihe, gelegentlich hängen blieb, später führte man den Schnitt schräg durch und glaubte, das Problem so gelöst zu haben, doch auch dies brachte nicht den gewünschten Erfolg. Schließlich machte der saarländische Tischfußballverband zur Auflage, dass die Leisten am Stück, also durchgehend sein müssen.
Ich restauriere diese Spiele seit 1993 und habe mir schnell ausgemacht, dass man auch durchgehende Leisten einbauen kann OHNE Stangen auszubauen: man muss nur eine Torwand entfernen und kann so die Leisten in das Spielfeld schieben, doch darauf kam niemand, selbst Herr Paulus nicht!
Was auch noch zu erwähnen wäre: die Banden wurden, im Laufe der Jahre, immer dicker bzw. stärker, doch die Schräge, zum Spielflächeninneren hin, blieb stets gleich.
Liebe Grüße,
Andi
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08.04.2013 20:09 |
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