Zinkguss? Kleben? |
WD-Sammler
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Beiträge: 715
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Hallo,
benötige ein wenig Informationen.
Bei einem alten Zigarettenautomaten der Firma Sielaff aus den 30er ist eine der "Geldlaufschienen" ist leider gebrochen. Ich bin der Meinung, dass das Material wahrscheinlich Zinkguss ist.
Durch einen kleinen Umbau wird diese Schiene zukünftig nicht mehr als Zusatz die Schlosshalterung der Münzkassette beinhalten. Dadurch wirken weniger Kräfte auf dieses Bauteil.
Aber nun zu meiner Frage:
Kann man solche Bauteile kleben? Die Bruchstellen sind sehr schmal und haben sehr wenig Kontaktfläche. Hat jemand Erfahrungen oder Tipps? Oder andere Lösungen?
Habe auch schon daran gedacht, durch seitliche Bleche die Schiene zu verstärken, ist aber doch relativ aufwendig, da ich wenige Schrauben zur Befestigung habe und die Bleche exakt gebogen werden müssten, was ich so noch nie gemacht habe.
Bis dahin,
Jens
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04.10.2009 19:48 |
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silverball unregistriert
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Hallo Jens,
für die Reparatur von Metallteilen bietet sich "Kaltmetall" an, eine zweikomponentige Masse, meist auf Epoxy-Basis. Hab mal der Einfachheit halber bei eBay geschaut, gibts z.B. hier.
Habe aber früher auch mal ein Produkt von Teroson im Einsatz gehabt, habe es hier aber nicht auf Anhieb gefunden!
Stell doch mal ein Foto vom gebrochenen Teil ein, damit man sich ein "Bild" machen kann von der Bruchstelle und wie es sich mit der Kontaktfläche verhält. Wenn ein zu großes Biegemoment angreift, würde ich auch zu einer seitlichen Verstärkung mit dünnen Blechen raten, die man aber nicht schrauben muss, sondern auch mit "Kaltmetall" kleben kann.
Aber jetzt stell erstmal ein Foto ein, um die Sache besser bewerten zu können...
Bis später... Gruß Gunnar
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04.10.2009 20:43 |
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WD-Sammler
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Themenstarter
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04.10.2009 21:24 |
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Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
Beiträge: 9.473
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Da wir bis jetzt eigentlich fast nur Zinkfrass als Thema hatten,
stellt sich effektiv die Frage.
Wie wäre es denn mit Löten ? Weichlot,
denn es gibt wahrscheinlich kein Hartlot das vor dem Zink flüssig wird.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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04.10.2009 21:32 |
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silverball unregistriert
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An Löten habe ich auch schon gedacht, bevor ich die Bilder gesehen habe. Aber erstmal noch einige Bemerkungen zum Klebeverfahren.
Wenn man allgemein das Wort "kleben" benutzt, denken die meisten von uns an ihre Vorerfahrungen mit "UHU", "Pattex", "Pritt" & Co. Das hält vielleicht eine Woche und dann fällt alles wieder auseinander, ist also keine dauerhafte Verbindung. Das ist leider so in unseren Köpfen verankert.
Schaut man mal hinter die Kulissen der Automobil- oder Flugzeugindustrie, dann sind Klebeverbindungen nicht mehr wegzudenken, da man es hier mit einer sogen. "stoffschlüssigen" Verbindung zu tun hat. (siehe auch hier), die dem Schraub- und Nietverfahren weitaus überlegen ist. Hier wird ohne Wärmeeinwirkung gearbeitet, folglich hat dies auch keine thermischen Auswirkungen auf die Bleche, wie Verzug oder Deformation.
Desweiteren denke man auch an die Klebeverbindung von Frontscheiben im Automobilbau, wobei die Glasscheibe eine aussteifende Funktion in der Karosseriestruktur übernimmt!
Wichtig bei einer Verklebung ist natürlich eine penible Vorbereitung des Untergrundes, d.h. Entfettung der Stellen und restlose
Beseitigung der Oxidschicht (!!!), die sich im Laufe der Jahre gebildet hat. Das kann mit Schleifpapier, oder mit der Feile geschehen.
Dann klappt die Verbindung zu 100%.
Zu Bild 1 (oben links): Auf alle Fälle zu kleben, auf Grund der Winkelverbindung. Allerdings würde ich die untere Breitseite mit einem dünnen Blech (z.B. 0,8-er Titanzink von Dachrinnen oder einem anderen Blech (Fa Alfer) - beides im Baumarkt) verstärken. Da es ja nur der Münzkanal ist, wird dieser ja sowieso nicht großartig auf Scherung oder Biegung beansprucht.
In Bild 1 ist die Zuordnung klar zu erkennen, bei den anderen Bildern kann ich die Bruchstellen nicht so genau ausmachen und wie die Teile zusammengehören - bis auf Bild 4 (unten rechts). Oder fehlt da das Zwischenstück??? Kommentiere das Ganze vielleicht noch ein wenig...
Jetzt kurz noch zum Lötverfahren. Wie Armand schon schreibt, kommt nur das Weichlöten in Frage, da der Schmelzpunkt des Lotes unter der Schmelztemperatur der zu verbindenden Teile liegen muss. In Frage kommt eigentlich nur ein bleihaltiges Lot. Die Vorbereitung der Verbindungsstellen ist analog zum Klebeverfahren plus Vorbehandlung mit entsprechendem Flussmittel. Als "Knackpunkt" sehe ich für den Heimwerker die ausreichende Wärmezufuhr an die Lötstelle an, da ja nicht nur das Lot geschmolzen werden muss, sondern auch die Teile auf entsprechende Temperatur gebracht werden müssen. Dies ist schon mal gar nicht mit einem 60 Watt ERSA-Lötkolben zu schaffen, sondern es wird ein gasbeheizter Kolben eingesetzt werden müssen. (wegen der Wärmeabfuhr der Teile) Man spricht nicht umsonst in der Löttechnik von den sogen. "kalten Lötstellen"... Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die genaue Zusammensetzung der Legierung. Ob sich die mit "Standardlot" verbindet kann man nur durch Vorversuche ermitteln.
Insofern halte ich persönlich das Klebeverfahren mit dem passenden Produkt für anwenderfreundlicher.
Gruß Gunnar
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von silverball: 04.10.2009 23:38.
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04.10.2009 23:34 |
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Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
Beiträge: 9.473
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Wer alles übers Löten wissen möchte, es gibt da eine Spezial-Firma,
und die Auswahl ist ziemlich umfangreich, mit Tabellen entsprechend Schmelzpunkte und Festigkeit, sehr interessant
http://www.rexin-loettechnik.de/
__________________ Viele Grüsse
Armand
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05.10.2009 01:24 |
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Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
Beiträge: 9.473
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Ich würde sagen, Universallot 380 wäre richtig. Dort steht :
Modellierbares Füll-Hartlot incl. Flussmittel (FM) und incl. Edelstahlbürste (EB)
Arbeiten ohne Flussmittel :
Verbindungen von Zink-Druckguss (Vergaser, Autofiguren, Gasgriffhalter, Modell-Bau-Teile, u.s.w.),
Aluminium-Druckguss und Alu-Spritzguss (Alu-Vergaser, dünnwandige Alu-Deckel, Alu-Kühler, Flug-Modell-Motoren, u.s.w.).
Arbeiten mit Flussmittel :
Verbindungen von Zink-Druckguss, Aluminium-Druckguss und Alu-Spritzguss mit Kupfer, Messing, Bronze.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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05.10.2009 08:59 |
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WD-Sammler
Mitglied
Dabei seit: 21.09.2009
Beiträge: 715
Themenstarter
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Hallo,
erst einmal vielen Dank für die Infos.
Persönlich halte ich das Kleben und die Verstärkung mit Blechen für mich als Anfänger auf diesem Gebiet der Metallverarbeitung für machbar.
Das Beauteil wird nicht seht viel Kraft erhalten, keine Biegemomente und keine Scherkräfte.
Zu den Fotos:
Es handelt sich um einen "doppelten" Münzkanal. Der im oberen Teil prüft, ob 2 x 10 Pf eingeworfen wurden und nachdem das zweite Geldstück den Kanal psssiert, wandert ein Geldstück direkt in die Kasse und ein zweites in einen "Mitnehmer" der mit einem Drehgriff auf der Vorderfront verbunden ist. (Dieser obere Teil des Kanals ist aber hier nicht abgebildet) Auf den Fotos sieht man die Reste der Befestigung des Kanals mit zwei Schrauben. Also das Ende des Kanals vor der Kasse und dem Mitnehmer.
Bei den Fotos sieht man die zwei Seiten des Kanals. Auf jeder Seite war der Kanal mit einer Schraube fixiert. Es fehlt kein Teil.
Das rechte obere Foto zeigt die zwei Bruchstellen am Kanal. Anhand der Oberfläche kann man die Bruchkanten erkennen. Hoffe ich.
Das Foto unten links zeigt die "kleineren" Bruchstücke. Mit jeweils einer Schraube ist der Kanal an der Tragkonstruktion verbunden.
Sind die Fotos nun besser erklärt?
Eine Frage zum Kleben:
Die Bruchkanten wurde ich gerne nicht bearbeiten, da ich mir vorstellen kann, dass durch die poröse Oberfläche die Klebstoff besser hält. Oder mache ich da einen Denkfehler?
Um die "Verstärkungsbleche" zu befestigen, werde ich die Oberflächen anschleifen und entfetten.
Wie schneidet man die Bleche? Habt ihr da auch Tipps?
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05.10.2009 20:19 |
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silverball unregistriert
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Alle Unklarheiten beseitigt... Jens, danke!
Zur Frage:
Zitat: |
Wie schneidet man die Bleche? Habt ihr da auch Tipps? |
Habe unten mal ein Foto von zwei Blechscheren eingestellt, die mir zuerst in die Hände gefallen sind. Die rechte Schere hat leider mal im Regen gelegen...
Zitat: |
Die Bruchkanten wurde ich gerne nicht bearbeiten, da ich mir vorstellen kann, dass durch die poröse Oberfläche die Klebstoff besser hält. Oder mache ich da einen Denkfehler? |
Kein Denkfehler! Je dünner die Klebefuge, um so stabiler! - vielleicht aber kurz mit feiner Drahtbürste die Oxidschicht (Sauerstoff) beseitigen.
@ Armand: Die Seite ist wirklich prima, wusste gar nicht, dass die Liste der Legierungen bei den Loten so umfangreich ist! Hab ich sofort abgespeichert!
Hab mal ein Bild von meinem propanbeheizten Lötkolben eingestellt, von dem ich oben geschrieben habe. Ist zwar ein älteres Modell, entwickelt aber reichlich Power! Hiermit habe ich die Zinkrinnen am Haus gelötet, sollte aber auch für solche Arbeiten wie oben gut geeignet sein, da die Gaszufuhr regelbar ist. Im Vordergrund Stangenlot. Der Kupferkolben ist schon etwas angegriffen und müsste mal gefeilt werden, das kommt durch die Reaktion von Zink ( im Lot) mit Kupfer (Kolben). Dieses Phänomen kennen wir aber auch alle von unseren ERSA-Lötkolben, es sei denn, man investiert in eine ERSADUR-Lötspitze.
silverball hat diese Bilder (verkleinerte Versionen) angehängt:
Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zum letzten Mal von silverball: 06.10.2009 00:45.
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06.10.2009 00:24 |
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