Elektro-Billard Replika Projekt |
Cleantex
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Es geht um den Nachbau eines Automaten, den es nie gab, aber hätte geben können.
Einleitung.
Zu den schönsten Automaten der 50er zählen die elektromechanischen Münzschleuder-Automaten.
Elektromat, Elektrolet, aber auch die Pos Geräte. Leider gab es diese Automaten nur während einer kurzen Periode.
Tobias, als Pionier, hat den Nachbau einer mechanischen Münzschleuder ja schon in die Praxis umgesetzt.
Der Ankauf von meinen POS Vater&Söhne hat dann auch den Anlass für die Idee geliefert,
eine elektromechanische Münzschleuder nachzubauen. Die Planung läuft seit 2006.
Material.
Absolut wichtig dabei war, nur Material und Methoden zu verwenden, die in den 50er schon vorhanden waren.
Keine Elektronik, keine Teile die nicht damals auch schon auf dem Markt waren. Und natürlich soll es mit 10erl funktionieren.
Um das Problem mit dem Gehäuse zu vereinfachen habe ich das Spielfeld in der Grösse genau an das Gehäuse 2 angepasst,
das Tobias auch für den Treff-Nachbau benutzt.
Die Schaltung ist inzwischen fertig und benutzt 18 Relais, einige Kondensatoren, Widerstände und Schalter aber keine Nockensteuerung.
Die Nockensteuerung wäre mechanisch am aufwendigsten geworden, und wird, wie man später sehen wird,
vorteilhaft durch Relais ersetzt.
Spielverlauf.
Das Spielfeld besteht hauptsächlich aus einem Nagelfeld und 2 Auszahlungsreihen.
Billardkugeln mit darunter liegenden Schaltern markieren die Treffpunkte. Diese werden wieder über Lämpchen
im unteren Spielfeld angezeigt.
Es gibt 3 Durchgänge, die auch angezeigt werden, nach dem letzten Durchgang erfolgt die Auszahlung.
Das Speichern der Treffer, das Zählen der Durchgänge und das Auszahlen der Gewinne, 20pF, 40pF oder 80pF wird
durch Relais bewerkstelligt, ebenso wie andere Aufgaben die später bei den einzelnen Baugruppen erklärt werden sollen.
2 bistabile Relais (von den 18 ) sorgen für das Einschalten nach Münzeinwurf, die Sperrung des Münzeinwurfes beim Spiel
sowie für die Zustandsrettung bei Stromausfall.
2 Münzreihen werden durch eine mechanische Weiche gleichmässig bestückt, die Auszahlung erfolgt ebenfalls paarweise.
Hier ist dann auch etwas Mechanik zu bauen, ebenfalls bei der Münzschleuder, aber auch diese Planung ist weit fortgeschritten.
Planung.
Ich hoffe dass ich im Frühjahr das erste Versuchs-Spielfeld bauen kann, zuerst um die Quoten zu testen.
Das Projekt wird sich also auf lange Zeit hinziehen, eher Jahre wie Monate, aber ich werde vom Frühjahr an regelmässig berichten.
Alle Zeichnung werden als Vektordateien vorliegen, das erleichert das Skalieren bis zum Format 1:1, Bauteile die als Mechanik
aufgebaut werden müssen, werden möglicherweise in 3D erstellt werden.
Das Elektro-Schaltbild wird blockweise ins Forum gestellt, sobald der entsprechende Bereich des Automaten abgehandelt wird.
So wird es auch einfacher die Gesamtfunktion zu verstehen.
Index :
_____1. Spielfeld
_______1.1 Spielfeld Planung, Vorarbeiten und Nacharbeiten
__________1.1.1 Spielfeld Bemassung der Bohr- und Fräsarbeiten
__________1.1.2 Druck einer 1:1 Zeichnung vom Spielfeld
__________1.1.3 Testvorrichtung für das Spielfeld
__________1.1.4 Vorarbeiten am Spielfeld
__________1.1.5 Vorarbeiten am Spielfeld-Gehäuse
__________1.1.6 Die Arbeiten an der Spielfeldplatte
__________1.1.7 Anbau der Spielfeld-Mechanik
__________1.1.8 Testlauf vom Spielfeld
__________1.2.1 Nacharbeiten am Spielfeld I
__________1.2.2 Nacharbeiten am Spielfeld II
__________1.2.3 Nacharbeiten am Spielfeld III
_______1.6 Kontaktgeber und Schalter
__________1.6.1 Spielfeldkontakte für die Treffermarkierung
_____2. Mechanik
_______2.2 Der Münzprüfer
__________2.2.1 Der Münzprüfer, Teil 1 : Mechanik
__________2.2.2 Der Münzprüfer, Teil 2 : Die Elektromechanik
__________2.2.3 Der Münzprüfer, Teil 3 : Der Funktionstest
_______2.3 Die Abschussmechanik
__________2.3.1 Die Abschussmechanik, Teil 1 : Der Fingerschnepper
__________2.3.2 Die Abschussmechanik, Teil 2 : Der Käfig
__________2.3.3 Die Abschussmechanik, Teil 3 : Das Schlagteil
__________2.3.4 Die Abschussmechanik, Teil 4 : Der Zusammenbau
_______2.4 Scheiben Stopper und Mikroschalter
__________2.4.1 Stopper am Scheibenschacht
__________2.4.2 Schalter am Scheibenschacht
_______2.5 Die Auszahlungsmechanik
__________2.5.1 Planung der Auszahlung
__________2.5.2 Bau der Auszahlungsmechanik
__________2.5.3 Einbau der Auszahlungsmechanik
_____3. Die Elektrik
_______3.1 Schaltpläne
__________3.1.1 Die Schaltung der kompletten Logikeinheit
__________3.1.2 Aktualisierte Schaltung der Logikeinheit
_______3.2 Die Bauteile
__________3.2.1 Die aktiven Bauteile
_______3.4 Die Relaissteuerung
__________3.4.1 Das unterschätzte Relais
__________3.4.2 Die Simulation der Relaisfunktionen im Automat
_______3.5 Bau der Logikeinheit
__________3.5.1 Vorbereiten der Relais
__________3.5.2 Die Gewinnanzeige Platine
__________3.5.3 Die Rundenzähler Platine
__________3.5.4 Die Auszahlungs Platine
_______3.6 Endmontage am Spielfeld
__________3.6.1 Einbau der Relais-Platinen
__________3.6.2 Verkabelung aller Komponenten
__________3.6.3 Test der kompletten Elektromechanik
_____4. Das Gehäuse
_______4.1 Die Scharniere
__________4.1.1 Einfräsungen an der Scharnierseite
_______4.2 Beschlagteile
__________4.2.1 Beschlagteile am Gehäuse aussen
_______4.3 Einbau vom Spielfeld vorbereiten
__________4.3.1 Aussparungen an der Front
__________4.3.2 Gehäuse fertigstellen
_____5. Die Endmontage
_______5.1 Aufkleber
__________5.1.1 Diverse Aufkleber
_______5.2 Gehäuse
__________5.2.1 Zusammenbau vom Gehäuse
_______5.3 Letzte Komponenten
__________5.3.1 Das Netzteil
__________5.3.2 Die Auszahlungsschale
__________________ Viele Grüsse
Armand
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03.12.2008 15:42 |
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Cleantex
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1.6.1 Spielfeldkontakte für die Treffermarkierung |
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Der Spielverlauf
besteht aus 3 Durchgängen. Es muss unbedingt deshalb technisch auch möglich sein bei 3 Durchläufen der Spielmarke die höchste Trefferanzahl zu erreichen. Zusätzlich sollte eine Auszahlungsquote von etwa 70% einstellbar sein.
Der Weg im Nagelfeld
ist für die Spielmarke auf der unteren Zeichnung durch 3 Pfeile gekennzeichnet. Wenn die Marke aus Richtung A auf einen Kontakt trifft, ist ein Treffer an diesem Punkt sicher. Aber nur Markierungen aus dem vertikalen Fall würden allein nicht reichen um den Höchstgewinn zu erzielen.
Denn 4 Treffer wären wohl das erreichbare Maximum aus dem Aufbau des Nagelfeldes heraus, man braucht aber 5 Treffer für die höchste Auszahlung.
Es müssen also auch Treffer erzielt werden wenn die Spielmarke aus einer der beiden seitlichen Richtungen B auf den Trefferkontakt aufschlägt.
Hier liegt dann die höchste Beeinflussungsmöglichkeit der Auszahlungsquote, denn Breite der Kontaktzunge und Druckempfindlichkeit der Kontakte entscheiden über den Markierungserfolg.
Die Bemassung der Abstände
der Nägel spielt dabei auch eine Rolle. Ich habe, muss ich gestehen, dabei auch etwas bei POS abgekupfert, es ist aber alles sehr logisch.
Die Nägel haben 2mm Durchmesser und stehen in einem horizontalen und vertikalen Abstand von 27mm, angular sind das 30,50mm. Das ergibt einen horizontalen Zwischenraum von 25mm.
Der Winkel von 63° ist beim Weg der Marke entscheidend da er einen angularen Weiterlauf erlaubt und somit theoretisch 3 Treffer in einem Durchlauf erzielt werden könnten.
Der in der Zeichnung ersichtliche Abstand von 22mm ist flexibel und noch nicht entgültig festgelegt, er muss teilweise auch durch Versuche ermittelt werden. Entsprechend wird dann die Breite der Kontaktzungen von jetzt 8mm zu verändern sein.
Die Kontaktschalter
standen lange nicht fest.
Es gab 3 Möglichkeiten, vorhandene Kontaktzungen aus der Flipperszene, Mikroschalter oder eine eigene Konstruktion.
Es werden 2 Voraussetzungen verlangt, bei etwa 4 Gramm muss der Kontakt geschlossen werden und der Kontaktweg muss kurz sein, wenige mm. Die Suche ist jetzt abgeschlossen es entwickelte sich relativ schnell in Richtung Kontaktzungen von Flipperautomaten, allerdings hatte ich in dem Bereich keine Erfahrung, da ich keine Flipper sammele. Es ging darum einen Feder-Kontaktschalter zu finden der auch heute noch hergestellt wird, also auch beziehbar bleibt. Nach einer Menge ungeeigneter Kandidaten kamen dann 3 Bally-Kandidaten auf das Siegertreppchen, und der Champion ist, mit hohem Vorsprung Modell SW-1A-114
Er löst an der Spitze, ohne Verlängerung, bei etwa 4 Gramm aus, es wird genügen die untere Kontaktzunge ein kleines Stück nach oben zu verbiegen, die Pastillen haben original einen Abstand von etwa 2mm, 1mm wird in unserem Fall 100% richtig sein.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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11.01.2009 19:05 |
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Cleantex
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1.1.1 Spielfeld Bemassung der Bohr- und Fräsarbeiten |
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Das Spielfeld
wurde inzwischen komplett neu aufgemessen um die Durchbrüche und Bohrlöcher vor zu bereiten.
Um kein "Wellendesign" zu erhalten müsste man jetzt einen grossen Koordinatentisch haben, wo das Spielfeld im ganzen zu bearbeiten wäre. Auf meiner Proxxon bin ich an 140mm Ausleger der Bohrmaschine gebunden und muss eine andere Lösung suchen.
2 Schablonen von 280mm vom oberen und unteren Spielfeldteil werden den Zweck auch erfüllen. Jede von beiden Schablonen wird einmal gedreht werden müssen, aber mit einer Hilfsschiene mittig und einem Kantentaster ist die Justage auf dem Koordinatentisch einfach.
Die Schablonen
werde ich aus 5mm MDF fertigen, die Bohrlöcher von 1,8mm werden ganz durch das Spielfeld gebohrt, das erleichtert es zudem zu tief eingeschlagene 2mm Stifte bei Bedarf wieder heraus zu drücken. Ein zweiter Grund ist dass nach dem Lackieren die Löcher wohl wieder verstopft sind und man von hinten noch einmal nachbohren muss.
Die Schlagmechanik
hat mir einiges an Kopfzerbrechen gebracht, ich wollte kein ans Spielfeld geschraubtes Gehäuse aus verschiedenen Gründen.
Vor allem weil dann eine Abnahme des Spielfeldes jedesmal auch das Abziehen des Schneppers am Gehäuse bedeutet hätte. Auch wäre die hervorstehende Achse beim weiteren Aufbau eher hinderlich gewesen.
Mein Derby von Bergmann ist so aufgebaut, so zu sagen als abschreckendes Beispiel (ich liebe ihn trotzdem
)
Die Variante vom Elektromat ist hier nicht möglich, die Geschicklichkeit soll eine Rolle spielen, beim Elektromat ist es eher der Zufall.
Aus 2 Teilen
soll die Schlagmechanik also bestehen, einmal aus dem am unteren Spielfeld befestigten Schlagring und anderseits aus einer separat am Gehäuse befestigten Schnepper-Mechanik. Die Gehäuse-Mechanik wird zusätzlich zur Feder zwei Anschlagpunkte haben, wobei der obere justierbar sein wird.
Am Spielfeld wird eine Messingplatte in das Holz eingelassen um die Führung zwischen Glas und Holz zu verbessern und die Kräfte besser wirken zu lassen. Sie wird im unteren Bereich mit den Alu-Schienen verschraubt. Eine eingehängte Nylonscheibe (ab 1950 produziert) dient hier als Kraftübertragung mit Dämpfung. Die 6mm Schlagweg sollten auf jeden Fall genügen um die Metallscheibe ins Spielfeld zu schiessen.
Die Führungsschienen
und die anderen Bauteile die noch am Spielfeld vorne zu befestigen sind werden in einer späteren Zeichnung aufgemessen werden.
Es werden 2 Sorten von Schienen verwendet, 2x6mm Alu für das Nagelfeld mit der Spielmarke und 2x5mm Messing für die Auszahlung der gewonnenen Münzen.
Cleantex hat dieses Bild (verkleinerte Version) angehängt:
__________________ Viele Grüsse
Armand
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09.11.2009 02:35 |
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Cleantex
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16.11.2009 23:56 |
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Cleantex
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3.2.1 Die aktiven Bauteile |
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Aktiv nennt man im allgemeinen elektronische Bauteile wie Röhren, Transistoren und integrierte Schaltkreise,
die etwas bewirken und schalten.
Relais, so eingesetzt wie es bei diesem Automaten der Fall ist, sind nicht mehr nur Befehlsempfänger am Ende der Strippe,
sondern werden in einer Schaltung wie dieser zu aktiven, entscheidungswichtigen Bausteinen.
Die Schaltung wird mit 18 Volt betrieben, die Bauteile sollten für 24 Volt ausgelegt sein.
Die 18 Volt kommen als Gleichstrom zu der Relaisschaltung.
Es gibt dafür zwei Gründe :
1. Die meisten Relais in 24 Volt Technik ziehen auch schon bei 18 Volt sicher an,
verbrauchen aber weniger Strom so dass wahrscheinlich ein kleinerer und leichterer Transformator reicht.
2. Die durch Kondensatoren verursachten Verzögerungen werden grösser,
da die Auslösespannung später erreicht wird. Sie können also auch kleiner bemessen werden.
Wir brauchen für unsere Schaltung diese aktiven Bauteile :
I. 16 Stück Relais 24 V mit etwa 1000 Ohm Innenwiderstand
und mit wenigstens 1x Umschalter und 1x Schliesser. Es gibt auch doppelte oder mehr Umschalter (2xUM), was man so eben findet,
mehr schadet nicht, wird aber nicht gebraucht. Der Innenwiderstand von etwa 1000 Ohm ist sehr wichtig,
denn er ist in der Zeitkonstante RC der Faktor R und je höher er ist, desto länger werden die Schaltverzögerungen oder Impulslängen die wir brauchen. Dementsprechend kann der Wert der Kondensatoren auch wieder kleiner gewählt werden.
In meinem Fall ist es das Haller Relais HO 03532 24Volt und 920 Ohm,
das Angebot war lange bei Ebay erhältlich, 20 Stück für 3 Euro.
Es zieht bei etwa 14 Volt an und fällt erst bei 3,5 Volt wieder ab.
Arbeitsteilung für die Normal-Relais :
Ort -----> Gewinn-Markierung
Rel1, Rel2, Rel3, Rel4, Rel5 = Speicherzellen mit Selbsthaltefunktion
für die Gewinnmarkierung während des Spiels übermittelt von den Kontakten unter den 5 Kugel-Symbolen im Nagelfeld.
Ort -----> Auszahlungseinheit
Rel6, Rel7, Rel8, Rel9 = Speicherzellen mit Selbsthaltefunktion und verzögertem Anzug
Nach dem Spiel, Gewinnabtastung an den Schliesserkontakten von Rel1-Rel5 für die Auszahlung von jeweils 20 Pfg.
- Bei einer geschlossenen Reihe 123.. ist Rel6 aktiv, der Gewinn beträgt 20 Pfg.
- Bei einer geschlossenen Reihe 1234. sind Rel6 und Rel7 aktiv, der Gewinn beträgt 40Pfg.
- Bei einer geschlossenen Reihe 12345 sind zusätzlich Rel8+Rel9 aktiv, die Ziffer 5 bewirkt 2 Auszahlungen und der Gewinn beträgt 80 Pfg.
Rel10 = Abschaltrelais mit verzögertem Anzug
- Als letztes Glied in der Kette der Auszahlung gibt es den entscheidenden Befehl an das bistabile Relais Bistabil1, den Automaten aus zu schalten.
Rel11 = Impulsrelais
"gefüttert" mit den Gewinnquoten von R1/C1, R2/C2, R3/C3 und R4/C4 steuert es den Hubmagnet für den Auszahlungsschieber.
Ort -----> Durchlaufzähler
Rel12,Rel13 = Zählen von Spieldurchgang 1+2
Die auf dem "Stopper" aufliegende Spielmarke wird nach dem Münzeinwurf sofort freigegeben.
Bei der Rückkehr von Durchlauf 1 wird durch den Kontakt "Scheibe" Rel12 sofort in Selbsthaltefunktion geschlossen und der Impuls durch Rel13 verzögert, bis die Spielmarke den Kontakt "Scheibe" und auch den noch offenen "Stopper" passiert hat.
Rel14,Rel15 = Zählen von Spieldurchgang 3+Ende
Rel14 wurde soeben von Rel13 im oberen Durchlauf 1 "scharf" geschaltet und an den Kontakt "Scheibe gelegt.
Bei der Rückkehr von Durchlauf 2 wird durch den Kontakt "Scheibe" Rel14 sofort in Selbsthaltefunktion geschlossen und der Impuls durch Rel15 verzögert, bis die Spielmarke den Kontakt "Scheibe" und auch den noch offenen "Stopper" passiert hat.
Rel 15 schliesst nun den Stopper indem es Bistabil2 umschaltet.
Nach Durchlauf 3 wird die Spielmarke dort hängenbleiben.
Ort -----> Punkte-Anzeige
Rel16 = Gadget
Das letze Relais soll einfach nur eine Blinkschaltung darstellen, die mittlere weisse Kugel im Anzeigefeld ist der Ort des Geschehens und soll das Spielfeld beleben.
II. 2 Stück Bistabile Relais 24 V
Bistabile Relais haben 2 Spulen und fallen jeweils in eine stabile Position, die sie auch nach Stromausfall bei behalten.
Ein kurzer Implus, wie durch eine fallende Münze an einem Kontakt verursacht, genügt um den Schaltzustand definitiv zu verändern.
Moderne Elektronik brauchte bis vor nicht all zu langer Zeit noch eine Batterie-Sicherung für diesen Zweck,
bevor die Flash-Speicher von heute massenweise produziert wurden.
Gebraucht wird ein Relais mit 1x Umschalter und eins mit Schliesser. Ich habe damals beide Sorten aus dem Altbestand gekauft,
aber wie schon erwähnt, kann man natürlich auch zwei mit Umschalter verwenden.
In meinem Fall ist es wieder ein Haller Relais mit 24Volt und 2x 550 Ohm,
und schaltet bei etwa 13 Volt um. Auch dieses Relais stammt vom Jantsch Elektro Shop,
10 Stück für 2,5 respektiv 5 Euro. Ich habe also genug davon auf Lager.
Etwas sehr wichtiges bei diesem Relais ist natürlich zuerst dass es klein,
aber kräftig ist und dass es einen Betätigungsschalter hat der stabil genug ist,
um zusätzlich damit mechanische Arbeit wie hier Münzsperre oder Stopper zu bewältigen.
Arbeitsteilung für die Bistabil-Relais :
Ort -----> Münz-Einwurf-Kontakt
Bistabil1 =
1. Gesamteinschalten der Elektrik nach einem Münzeinwurf
Durch den Kontakt "Münze" wird das Relais in Arbeitsstellung gebracht und verbindet den Minuspol der Elektrik
mit dem Minuspol vom Ausgang der Gleichrichterbrücke am Netzteil.
2. Mechanische Weiche um während dem Spiel eingeworfene Münzen wieder aus zu werfen
Ein Schieber der in den roten Hebel einklinkt wird direkt am Münzprüfer eingerastet,
um die Münze in den Auswurfkanal um zu lenken.
Ort -----> Scheiben-Kontakt
Bistabil2 =
1. Umschalten des Kontakt "Scheibe" an dem Münz-Rücklauf vor dem "Stopper"
Nur so ist es möglich verschiedene Funktionen mit nur einem Kontakt zu bewältigen
a) Denn direkt nach Münzenwurf wird "Scheibe" an den Durchlaufzähler gekoppelt (Rel12).
Somit schaltet jeder Kontakt den Durchlaufzähler eine Stufe weiter und organisiert die 3 Spielphasen.
b) Nach dem 2ten Durchlauf wird durch den Schaltkontakt von (Rel15) Bistabil2 zurück gestellt
und somit der Kontakt "Scheibe" direkt an die Auszahlungseinheit gelegt (Rel6).
2. Mechanischer "Stopper" für die Spielmarke
Ein Schieber der in den roten Hebel einklinkt betätigt den "Stopper" am Münzauslauf.
Gleichzeitig mit dem Einschalten des Automaten beim Münzeinwurf durch Bistabil1, wird auch Bistabil2 betätigt,
zieht den "Stopper" zurück und gibt die Spielmarke frei für den ersten Durchlauf.
Direkt nach Durchlauf 2 wird der "Stopper" mit Zeitverzögerung wieder in Position Sperre ausgefahren.
III. Ein Hubmagnet
Aktiv bezieht sich hier nur auf die Bewegung am Schieber,
der ähnlich aufgebaut werden soll wie der Fangmechanismus an einem Bajazzo.
Er stammt übrigends auch von der Firma Jantsch und wird mit 24Volt bespeist
(in unserem Fall 18Volt) bei 290 mA. Der Hub von 7mm müsste für die Aufgabe reichen.
Schutzdioden.
Schutzdioden werden bei diesem Automaten keine gebraucht.
Schutzdioden werden normalerweise antiparallel zu einer Relaiswicklung gelegt,
also so dass sie vom Minus nach dem Pluspol zeigen. Ansonsten würden sie kurz schliessen und sofort verglühen.
Warum ? Weil Spulen im allgemeinen beim (schnellen) Abschalten eine Hochspannung in Gegenrichtung erzeugen.
Ein Elektrisierapparat. Diese Hochspannung würde in Kürze moderne Elektronik zerstören.
Die haben wir aber nicht an Bord. Ohnehin erfolgt die Entladung bei allen Zeitverzögerungen langsam,
und sowieso steckt unsere Gleichrichterbrücke den Rest problemlos weg.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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17.11.2009 00:07 |
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Cleantex
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3.4.1 Das unterschätzte Relais |
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Die Relais
sind der wichtigste Teil von diesem Automaten. Sie steuern die ganze Logik und übernehmen die Speicherung der Gewinnquoten
so wie deren Auszahlung und die Überwachung der Betriebszustände.
Die Nockensteuerung
hat in den 50er und fast 2 Jahrzehnte später noch die meisten Automaten mit Logik ausgestattet bis die ersten elektronischen Spielautomaten auf den Markt kamen. Sie war damals das A&O von Automatisierung.
Billig und massenhaft hergestellt stand die Konsumer-Industrie der 50er Pate für die motorische Programmsteuerung.
Waschmaschinen, ja auch Fernseher wurden mit einem solchen Vorwahlsystem ausgerüstet und es war der letzte Schrei.
Ich erinnere mich, wir hatten damals einen Siemens schwarz-weiss, mit einem riesigen Motor und Antriebskette,
jeder Programmwechsel war von einem halbminütigen Schützenwagen-Geräusch begleitet, und dass die Noppen alle paar Tage absprangen war dem Techniker sein Brot
Sicher, es wurden auch in den 50er Relais zur Zustandsspeicherung benutzt,
siehe POS Vater&Söhne. Aber das wars dann auch schon.
Zuse's Z3
hatte man inzwischen vergessen, ebenso die genialen Relaisschaltungen von Konrad Zuse und die dahinter stehende Digital-Logik.
Nur bei der Post klapperten Tag für Tag tausende Relais lustig vor sich hin und verrichteten elektromechanisch ihren Dienst mit Bravour.
Die Z3 war dennoch der erste Computer der Welt und er war elektromechanisch, bevor die US-Army mit dem Eniac
und Röhrenbetrieb den ersten elektronischen Rechner betrieb.
Mehr darüber findet man bei Wikipedia, auch ein Foto vom Nachbau der bei einem Bombenangriff zerstörten originalen Zuse Z3
Relais Röhren und Transistoren
und später integrierte Schaltkreise haben gemeinsam,
dass sie alle digitale Zustände speichern, Entscheidungen treffen, Zustände weiterleiten können.
Das Relais ist zwar der langsamste gesteuerte Schalter von allen, aber zum Steuern eines Automaten reicht es problemlos.
Desshalb, und weil es in den 50er schon existierte, verwenden wir es hier.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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21.11.2009 00:17 |
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Cleantex
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3.4.2 Die Simulation der Relaisfunktionen im Automat |
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1. Das Relais als Speicherstelle.
Funktionsprinzip der Relais Rel1, Rel2, Rel3, Rel4, Rel5, Rel6, Rel12, Rel14
Nach dem Schliessen von "Schalter" ist das Relais scharf geschaltet. Wenn jetzt "Taster" gedrückt wird,
zieht das Relais an und versorgt sich sofort selbst über seinen nun geschlossenen EIN-Kontakt mit Strom.
Auch beim Loslassen von "Taster" bleibt dieser Zustand erhalten bis zu dem Zeitpunkt wo "Schalter" wieder
geöffnet wird und die Stromzufuhr unterbricht. Die Stellung von "Schalter" entspricht dem ein- oder aus-
geschalteten Automat. "Taster" muss nur wenige 1/100 Sekunden gedrückt werden, um das Relais zu aktivieren.
2. Das Relais als Speicherstelle mit verzögertem Anzug.
Funktionsprinzip der Relais Rel7, Rel8, Rel9, Rel10, Rel13, Rel15
Durch das Schliessen von "Schalter" wird die Schaltung aktiviert. Der Kondensator ist vorher schon entladen
worden durch den Spulenwiderstand des Relais, an dem er parallel angeschlossen ist. Ein Widerstand zwischen
"Taster" und der Relais/Kondensator-Kombination sorgt dafür dass beim Drücken von "Taster" zuerst der
Kondensator sich auflädt und so die Spannung am Relais durch die Zeitkonstate (RC genannt) erst langsam
ansteigt bis sie hoch genug ist dass das Relais anzieht, und sich dann selbst über seinen nun geschlossenen
EIN-Kontakt mit Strom versorgt.
Dazu gibt es 2 Einschränkungen zu beachten :
1. Der Wert vom Lade-Widerstand muss so gewählt sein dass er nicht zu gross ist, denn sonst würde das Relais
niemals anziehen weil die erreichte Endspannung an seinen Anschlüssen nicht zum Anziehen reichen würde.
2. "Taster" muss mindestens so lange gedrückt bleiben bis das Relais angezogen hat.
Lösung zu Punkt 2 :
Da in dem Automat die Funktion "Taste" in Wirklichkeit durch den Kontakt "Scheibe" übernommen wird,
also durch eine fallende Spielmarke, würde die Kontakt-Zeit niemals reichen um die Schaltung zu betätigen.
Desshalb wird im Schaltplan jedesmal ein vorgeschaltetes Relais nach dem Modell Speicherzelle die Rolle
von "Taster" übernehmen, es sind :
- Rel6___für Rel7, Rel8, Rel9, Rel10
- Rel12__für Rel13
- Rel14__für Rel15
im Zusammenspiel funktioniert die Verzögerung perfekt bis zu dem Zeitpunkt wo "Schalter" wieder
geöffnet wird und die Stromzufuhr unterbricht. Aber auch dann dauert es noch eine Weile bis sich der Kondensator
entladen hat und das Relais wieder abfällt. Das interessiert uns hier aber nicht, denn dann ist das Spiel vorbei
3. Das Relais als Impulsgeber.
Funktionsprinzip des Relais Rel11
"Schalter" ist hier der Ausgang von einem anderen Relais das Rel11 ansteuert. Während der Auszahlung und
wie man im Schaltplan erkennen kann, liegt Rel11 zuerst am Ausgang von Rel6, dann Rel7, Rel8 und Rel9.
Rel6 bis Rel9 sind am Ende der Auszahlung alle im Selbsthaltezustand, dürfen aber nur einen Impuls an Rel11
weitergeben wenn respektiv C1, C2, C3 und C4 an einem geschlossenen Gewinnkontakt von Rel1 bis Rel5 hängen.
Die Widerstände R1 bis R4 und ebenso der Widerstand in unsere Simulation haben eine unwichtige Funktion,
sie sollen nur dafür sorgen dass der Kondensator sich (irgendwann) nach Spielende wieder entleert.
In unserer Beispielschaltung fliesst nach dem Schliessen von "Schalter" zuerst sehr schnell Strom über den
leeren Kondensator in das Relais, das sofort anzieht. Aber langsam lädt sich der Kondensator wieder auf,
bis zu dem Zeitpunkt da kein Strom mehr fliesst und das Relais wieder abfällt. Wir haben einen Impulsgenerator.
4. Das Relais als Blinker.
Funktionsprinzip des Relais Rel16
Wisst ihr was der "Wagnersche Hammer" ist ? Lösung : Es ist eine Klingel
Eine Spule zieht bei Stromzufuhr einen Schlegel gegen eine Glocke und unterbricht dadurch ihren Kontakt,
fällt wieder ab und das Spiel beginnt von neuem. Diese Schaltung hier funktioniert nur in etwa so ähnlich,
hat aber den Vorteil dass durch einen Kondensator das hin- und her- Schwingen viel langsamer abläuft,
abhängig von der Grösse des verwendeten Kondensators.
Beim Schliessen von "Schalter" hängt der Kondensator zunächst nur am Relais, das sofort anzieht, und das
so lange der Kondensator Strom leitet und sich auflädt. Wir kennen das Prinzip von der vorherigen Impulsschaltung.
Die "Lampe" dient bei diesem Schaltbild aber nicht nur dem besseren Verständnis, sie ist hier ein aktiver Faktor.
Sobald nämlich das Relais wieder abfällt, weil kein Strom mehr zu ihm fliesst,wird durch den AUS-Kontakt
vom Relais der Kondensator an die Glühlampe gelegt und entlädt sich in diese. Dann beginnt das Spiel erneut.
Das würde mit Leuchtdioden nicht funktionieren, die haben nämlich zu wenig Hunger
__________________ Viele Grüsse
Armand
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21.11.2009 00:32 |
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Cleantex
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1.1.2 Druck einer 1:1 Zeichnung vom Spielfeld |
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Neben den 2 MDF-Schablonen für die Fräs- und Bohr-Arbeiten brauche ich auch eine 1:1 Zeichnung vom Spielfeld-Aufbau.
Das ist zum einen notwendig um eventuelle Fehler zu vermeiden, aber vor allem um die Führungsschienen überhaupt richtig
zuschneiden zu können und ebenfalls die Rundbiegung an der oberen Aluminiumschiene genau auf Mass zu bekommen.
Ich habe leider keinen Plotter, da bin ich wohl nicht der Einzige.
Es gibt aber eine Möglichkeit an den Samsung Laserdruckern einen Posterdruck zu fertigen, der aus 4 Din A4 Seiten besteht,
die leicht überlappen. Die Zeichnung sollte bis etwa 0,2mm maßstabgerecht sein. Das Skalieren hat dann auch
nach etlichen Versuchen geklappt.
Die Postscript-Datei kann man bei Bedarf hier downloaden, alle Einstellungen sind in der Datei schon vorhanden,
sie muss nur an den Drucker gesendet werden. Falls irgendwann jemand ebenfalls verrückt genug sein sollte,
diesen Automaten nachzubauen :
Laser_Job_E-Billard.pjl
Ob es bei anderen Laser-Druckern als dem Samsung CLX-3170 auch funktioniert, konnte ich leider nicht überprüfen.
Es sollte aber bei allen Druckern dieses Herstellers und vielleicht auch den HP-Lasern klappen, da es PJL-Sprache ist.
Zweites Problem, leider kann man unter Windows keine Postscript-Datei direkt an einen lokalen Drucker senden (Oh, Billy)
Desshalb und für ähnliche Fälle gibt es eine kleine Software, die man auch herunterladen kann :
PrintFile Software
Virenfrei vom Forum, versteht sich
Cleantex hat dieses Bild (verkleinerte Version) angehängt:
__________________ Viele Grüsse
Armand
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10.09.2010 16:54 |
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Cleantex
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2.2.1 Der Münzprüfer, Teil 1 : Mechanik |
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1. Alles Müller oder was ?
Diesen Spruch konnte man auch in denn 50er anwenden, denn viele Automaten waren mit dem
Münzprüfer von K.W. Müller aus Braunschweig ausgerüstet. Diese Firma gibt es auch heute noch, hier :
KWM Müller
2. Die ersten Elektromechanischen und der Müller.
Als die ersten elektromechanische Automaten gebaut wurden griffen einige Automatenbauer auf die
mechanischen Münzprüfer zurück und passten sie für ihre Zwecke an.
Zwei Zusatzeinrichtungen wurden an einer angebauten Platte und an einer verlängerten
Rutsche befestigt, eine Münzsperre und ein Münzschalter.
a) Die Münzsperre diente dazu dass während dem Spiel eingeworfene Münzen zurück kamen.
Zu diesem Zweck wurde ein Relais so geschaltet das eine Weiche die Münzen umleitete.
b) Der Münzschalter bestand aus einem Federblattkontakt oder einem Mikroschalter der das Spiel
beim Vorbeifallen einer korrekten Münze startete.
Die Rückführung der Falschmünzen war am Ursprungs-Münzprüfer zwar vorgesehen, nicht aber
der Auswurf von zuviel eingeworfenen 10 Pfennig-Stücken während des Spiels.
Diese Münzen mussten also durch einen 2ten Kanal direkt wieder in die Auszahlungsschale gelangen.
Dabei gibt es eine lustige Variante.
3. Von Müller zum Brezelkäfer-Papprohr.
Typisch bei den frühen Hellomat, Neomat waren die VW Heizungsschläuche.
4. Die Basis für den Elektro-Billard Umbau.
Tobias (Ballmann) hat vor Jahren schon ein Projekt für Replika's des Treff-Fingerschlagautomaten
gestartet, durchgeführt, viele Automaten gebaut und auch die Teile dafür geliefert.
Auf Tobias Privat-Seite findet man noch viele Informationen zu dem Projekt :
Tobias Nachbauprojekt TREFF
So hatte ich damals 2 KWM Münzprüfer von ihm erstanden,
Tobias hatte eine bestimmte Menge von neuen Münzprüfern aus Altbeständen.
5. Das mechanische Konzept.
Der elektrische Umbau folgt dann später im 2ten Teil.
Ziel war es, auf jeden Fall das Papprohr zu meiden
Denn es nimmt relativ viel Platz weg und da die Münzschale genau auf der anderen Seite des
Automaten sein wird, ist es auch noch unpraktisch.
Die während dem Spiel eingeworfene (korrekte) Münzen sollen also an der Münzrückgabe
vom KWM selbst erfolgen.
Dabei habe ich mich zuerst an Tobias orientiert, er hatte eine Variante gefunden um die Münzen
schon aus zu sortieren während sie noch im Münzprüfer sind.
Effektiv ist es so dass in der ersten Hälfte des KWM schon die Schlechten abgetrennt werden
und in die Münzrückgabe fallen, auch wenn es, ja, ein paar zähe Kandidaten gibt (beispielsweise die 50pf Münze).
Auf diesem Foto von Tobias Fingerschlagprojekt sieht man wie die 10 Pfennig vor dem hinteren Auslauf
von der Laufschiene geholt werden, das angelötete Blech dient dazu Falschgeld von der Schiene zu stoßen.
6. Der Umbau
Es gibt einen wesentlichen Unterschied am Münzprüfer zwischen diesem und dem Fingerschlag-Projekt :
Beim Fingerschlag Nachbau muss die Münze sehr früh oben vor das Schlagteil fallen,
es wird mit der Münze gespielt. Bei der Billard-Replika muss die Münze erst auf halber
Spielfeldhöhe zur Verfügung stehen, da sie direkt in den Auszahlungskanal rollt,
gespielt wird mit einer Metallscheibe.
Auch desshalb und wegen der Rückführung habe ich nach einer anderen Lösung gesucht.
Und die sieht so aus :
Der hintere Auslauf wird wieder nicht benutzt, aber am Ende der Laufschiene wird ein Schlitz
auf 22mm Breite und Gesamttiefe gefräst.
22mm Breite wegen der 10 Pfennig Münze und auf die Gesamttiefe weil es sonst zu Klemmern
beim Umkippen kommen würde.
Jetzt ist es so, dass Falschmünzen vor dem Schlitz abkippen, die 10erl aber durch den Schlitz
nach unten fallen ! Desshalb musste natürlich auch die Rückführung angepasst werden,
so dass die 10 Pfennig durchfallen und Stecklinge sicher im Geldauswurf landen.
Wie soll jetzt die Rückführung von 10 Pfennigmünzen während des Spiels funktionieren ?
Die Lösung ist relativ einfach. Wenn man nämlich unter den Ausfallschlitz eine elektromechanische
Sperre einbaut (2ter Teil des Berichts) dann sackt die 10 Pfennig Münze um etwa 1,5mm ab,
hat so keinen Halt mehr in der oberen Laufschiene und fällt in die Rückführung.
7. Die Verbesserungen am Prüfer.
Es wurde natürlich durch den Umbau die Länge der Laufschiene verkürzt, das ist zuerst ein Nachteil.
Es wurden zwar (fast) alle Münzen ordnungsgemäss aussortiert, nur manchmal gab es doch einen Fehlauf.
Folgende Veränderungen am KWM haben dieses Problem definitiv gelöst :
a) Der Münzlauf wurde um etwa 5mm verlängert damit die Falschmünzen so früh wie möglich kippen.
b) Die Waage war eigentlich schon bei der Basis-Version vom KWM zu leicht. Zusätzliches Gewicht mit
Schraube und Scheiben hat den Münzlauf wesentlich verlangsamt und sicherer gemacht.
Fortsetzung folgt...
__________________ Viele Grüsse
Armand
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29.09.2010 20:12 |
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Cleantex
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2.2.1 Der Münzprüfer, Teil 1 : Mechanik |
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8. Die Zusatzteile für die Mechanik
Fahren wir fort mit der Mechanik am KWM-Münzprüfer.
Einige Zusatzteile müssen noch gefertigt werden um aus dem mechanischen Münzprüfer einen Elektromechanischen zu bauen.
Als Material für die Zusatzteile habe ich Messing ausgewählt. Es gibt auch kaum eine Alternative zu diesem Metall.
Der Original-Münzprüfer besteht aus vernickeltem Messing, schon allein um selbst keinerlei Magnetismus auf zu bauen.
Aluminium ist für kleine Mechanik sowieso zu weich und wenig widerstandsfähig. Man muss nur ein paar Regeln beim Messing beachten.
Man braucht nicht unbedingt eine teure Fräseinrichtung, vieles kann man einfach von Hand sägen und feilen. Ehrlich gesagt
mache ich es so am liebsten, auch wenn ich die Maschinen habe.
Denn das Einspannen ist beim Fräsen das A&O, und die Münzprüfer sind zickig was das sichere Befestigen anbelangt.
Es gibt nicht viel ebene Flächen, und auch bei anderen Aufgaben sind mir beim Messing-Fräsen schon mehr Teile um die Ohren geflogen
als bei anderen Materialien. Messing ist spröde und schwingt, das macht es zu einem schwierigen Material an der Maschine.
Mit der Hand bearbeitet ist es aber ein Kinderspiel.
Man braucht eine kleine Metallsäge, gute kleine Feilen, Schleifpapier, Bohrer und Gewindeschneider, auch Holzbohrer für grössere Löcher.
Als Ausgangsmaterial habe ich "Alfer" Messingprofile gewählt, aber leider sind die rar gesät, ich habe mehrere Baumärkte
abklappern müssen um alle Profile zusammen zu tragen. Besonders die 2mm dicken sind fast unauffindbar. Messing scheint
wenig gefragt und es sind meist Altbestände.
Zu dem was folgt möchte ich aber noch 2 Tipps hinzufügen :
1. Bei den "gefährlichen" Operationen am besten das unbetroffene Gebiet (wie bei den Chirurgen) mit solider Klebefolie
abdecken, sogar mehrfach. Damit ist man weitgehends vor Ausrutschern und ihren Folgen geschützt.
2. Bei den kleinen Gewinden (3mm) im Messing sollte man nur Vorschneider (1Ring) und Mittelschneider (2Ringe) verwenden,
den 3ten (Fertigschneider, kein Ring) sollte man weg lassen, sonst wird das Gewinde meist zu labrig
Insgesamt sind für den mechanischen Abschnitt 5 Zusatzteile zu fertigen.
a) Teil n° 1
ist als Halterung für die kommende Elektromechanik gedacht und soll zusätzlich den nach hinten auslaufenden Münzausgang
verschliessen. Jede Münze die nicht als Erste den Automaten startet soll in der Geldrückgabe landen. Desshalb muss dieses
Winkelteil etwas mehr (0,5mm reichen) als der bewegliche Teil vom KWM in den Münzkanal eintauchen damit die Münze beim
Kippen nicht klemmen kann.
Der Versatz der Befestigungslöcher an der Aussenseite sowie auch die Abschrägungen sind rein optisch, weil der Münzprüfer
um etwa 3 Grad nach rechts geneigt ist.
b) Teil n° 2
ist als bewegliche Münzsperre gedacht die nach dem Einwurf einer gültigen Münze den Einwurf anderer Münzen verbietet.
Die Klappe verschliesst den vertikalen Fall in den Schalter-Schacht, jetzt verlieren auch die 10pfg Stücke den Halt
in der oberen Leitschiene und kippen in Richtung Geldrückgabe-Kanal. 2 der 3 Gewindelöcher dienen zur Befestigung
des Gelenks, das mittlere sowohl zum befestigen des Steuerdraht und auch als Anschlag abhängig von der verwendeten
Schraubenlänge.
c) Teil n° 3
ist die Halterung für die Münzsperre. Die Befestigung am Scharnier ist durch den Winkel auf 90° bemessen. Das hat seinen
Grund denn nur so kann man genau die Distanz der Münzsperre zum KWM-Münzschlitz einstellen. Das geht über
Scheiben bis man etwa 0,2mm Abstand eingestellt hat. Die Befestigung aller Teile erfolgt am KWM nur über 3 Schraubenlöcher!
Ein Gewinde wird 2mal benutzt. Bei der Halterung ist wichtig dass der Abstand so bemessen wird dass die Münzsperre
noch nicht rastet ohne die Zusatzscheiben, kleiner einstellen kann man die Distanz nicht, nur grösser!
Die Abschrägung von etwa 15° auf einer Seite entspricht der vertikalen Neigung des KWM und ist nicht nur optisch sondern
auch um das nachträgliche Befestigen der Elektro-Platte nicht zu behindern.
d) Teil n° 4
besteht aus Messingblech 0,5mm. Der Zweck ist dass die fallende Münze bevor sie in den Schalter-Schacht eintaucht
nicht auch noch Luftakrobatik bewältigen muss.
Eigentlich ist das Teil ja überflüssig denn es gibt nur den vertikalen Fall an dieser Stelle, am Rückgabekanal vorbei.
Die Münze wird also diesen kleinen Führungskanal kaum berühren, trotzdem sollte es im Falle eines Falles verhindern
dass ein 10pfg Stück Reißaus nimmt. Man biegt zuerst von den beiden Seiten her, dann erst in der Mitte
und zuletzt die oberen Fangbleche etwas zur Seite.
Bei der Probemontage sollten alle Teile passen. Auch der Kampf mit der Blechschere ist nicht zu verachten.
Um keine "Schweineschwänze" zu schneiden benutze ich eine Geflügelschere
e) Teil n° 5
ist das Gelenk für die Münzsperre. Es ist ein Kleinscharnier alter Fertigung und aus massiv gefrästem Material, und ebenfalls
leicht beweglich. Leider findet man im Augenblick dies bezüglich nur noch Schrott auf dem Markt, Blech&Co die klemmen
und nicht mal für eine Zigarrenkiste gut genug sind.
Mir fällt immer wieder auf, dass man bei einigen Artikeln bestenfalls auf Altbestände zurück greifen kann. Schade.
Die Made sitzt jetzt in Korea, Malaysia, Pakistan
__________________ Viele Grüsse
Armand
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04.12.2010 00:04 |
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Cleantex
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2.2.1 Der Münzprüfer, Teil 1 : Mechanik |
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9. Die Arbeiten an den KWM-Schalen
a) Schale n° 1
Es gibt in dem feststehenden Teil oder Schale schon eine Menge Löcher, mit und ohne Gewinde. Ich habe dann zuerst
versucht die bereits bestehenden zu benutzen, das hat aber nicht geklappt da sie relativ ungünstig positioniert sind.
Mit 3 zusätzlichen Gewindebohrungen ist es dann trotzdem gelungen den Eingriff zu begrenzen.
An ihnen werden alle Zusatzteile befestigt. Durch den Ausfallschlitz, der bis zur Rückwand gefeilt werden muss wird
natürlich die Münzlauflänge verkürzt, das aber zuerst nur um die Hälfte (+-11mm) abzüglich der 5 mm gewonnen Länge
durch die Ausfräsung am Anfang. Also etwa 6mm insgesamt und ohne Einfluss auf die Funktionssicherheit.
b) Schale n° 2
Wir hatten die Münzlauflänge eben besprochen, das Ausfeilen ist reine Fleissarbeit wobei man doch sehr aufpassen muss
diesen empfindlichen Bereich nicht zu beschädigen. Was noch hinzukommt ist die Verkürzung am Auswurfblech der mobilen Schale.
Dieses Teil wurde bei der Herstellung einfach tiefer gestanzt und hat keinen Abstand zur vorderen Schalenwand.
Da jetzt die zusätzliche Halterung etwa 0,5mm hervorstehen wird, muss man das Auswurfblech um etwa 1,5mm verkürzen,
sonst könnten beim Betätigen des Auswurf-Knopfes beide Teile aneinander stossen.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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05.12.2010 02:48 |
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Cleantex
Moderator
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2.2.1 Der Münzprüfer, Teil 1 : Mechanik |
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10. Die Montage der Mechanik
a) Das Schafott
Manchmal bastelt man etwas, und nachher packt einen das blanke Entsetzen
Ein blutiger Kopf, 1 Scharfrichter und sein nächstes Opfer, OK, war doch vielleicht gut dass man bleihaltiges Lötzinn ........
Eine Sache ist sicher, Münzprüfer können weder einigermassen flach liegen, geschweige denn geradestehen. Die Montage ist
also eine wackelige Angelegenheit und das Testen auf untergelegten Streichholzschachteln rauben einem den letzten Nerv.
Dieser Prüfstand hier soll das Dilemma beheben und ist schon ausgestattet um die elektrischen Tests durchführen zu können.
Nur die Drahtverbindungen fehlen noch, sie werden verlegt sobald es soweit ist.
Da mir zufällig als Zugabe ein 18V HO-Gleichstrom-Trafo (die Spannung am fertigen Automat) in die Hände gefallen ist,
wird es noch einfacher alle kommenden Elektro-Bausteine einzeln zu testen.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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05.12.2010 19:42 |
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