Gerätevorstellung Wiegandt Roulettor |
tonmaster
Mitglied
Dabei seit: 27.03.2010
Beiträge: 830
Herkunft: Bayern
|
|
Gerätevorstellung Wiegandt Roulettor |
|
Die Vorgeschichte
„Also, bei diesem seltenen Stück muss man sich echt die Frage stellen, was kommt zuerst, der Roulettor oder der Rollator….“ Das waren vor fast genau 3 Jahren Armands Worte. Damals dachte ich ebenfalls, dass die Ankunft der Gehhilfe wahrscheinlicher sei, als einen Roulettor in die Sammlung zu bekommen. Dass der Roulettor mehr als ein „Phänomen“ war, zeigte ein Foto von der One-More-Time 2003. Gernot Königer stellte im Rahmen der Sonderausstellung zu dieser Veranstaltung eine Auswahl an Spiel- Unterhaltungs- und Warenautomaten vor. Dort war im Hintergrund ein Roulettor zu sehen, von dem ich annehme, dass er mit dem Bild in Tobias‘ automatix club – Archiv identisch ist. Mitte November dieses Jahres setzte ich mich morgens an den PC und wollte mal schnell nachsehen, was sich hier im Forum getan hat. Im „Privat an Privat“-Teil hatte just 3 Minuten zuvor jemand inseriert: „Roulettor von Wiegandt und Söhne zu verkaufen“. In Windeseile eine PN mit der Bitte um Kontaktaufnahme getippt und anschließend im 5-Minutentakt nachgesehen, ob denn schon eine Antwort eingetroffen sei. Erst am Abend trafen die ersten Bilder des Roulettors ein. Auf den ersten Blick sah er ganz in Ordnung aus. Die Auszahlschale schien nicht mehr ganz in Ordnung zu sein und von der Kasse war nichts zu sehen. Davon abgesehen machte der Roulettor einen unverbastelten Eindruck. Nach vier weiteren Tagen konnte ich mich mit der Verkäuferin einigen. Allerdings dauerte es weitere drei Wochen, bis der Automat bei mir eintraf. Versand und Verpackung gestalteten sich unerwartet schwieriger als gedacht. Also schickte ich passendes Verpackungsmaterial über ratioform los und schrieb eine detaillierte Verpackungsanleitung. Da der Automat sehr weit weg von mir stand, war der Versand einfach wirtschaftlicher.
Dank guter Verpackung kam der Roulettor nach fast vier Wochen seit dem ersten Kontakt bei mir an. Beim Auspacken klimperte es verdächtig im Gehäuse. Wie vermutet, hatte sich der Inhalt der Münzröhre im Automaten verteilt. Sogar bis unter die Scheibe hatten es drei 10 Pf. Münzen geschafft. Zum Glück ohne negative Folgen. Der Roulettor war in der Anzeige als einwandfrei funktionierend beschrieben. So richtig wollte ich das aber nicht glauben. Die Kondensatoren des Netzfilters fielen beim Isolationsspannungstest durch. Schon bei 100 Volt Prüfspannung gab es Überschläge. Nun gut, das ist kein großes Problem. Zunächst lötete ich jeweils einen Anschlussdraht ab. Später werden die alten Kondensatoren ausgehöhlt und mit neuen X2-Kondensatoren bestückt. Damit bleibt das originale Aussehen erhalten.
Zunächst kontrollierte ich die Kabelbäume und Kontakte optisch. Die Kontakte waren stark oxidiert und das Ohmmeter zeigte bei geschlossenen Kontakten einen deutlichen Übergangswiderstand an. Die Leuchtmittel waren in Ordnung, aber auch deren Fassungen waren oxidiert. Die vier Taster an der Frontseite schlossen erst bei hohem mechanischen Druck und wiesen selbst dann einen sehr hohen Übergangswiderstand auf. Damit war klar, dass vor der Wiederinbetriebnahme die Komponenten überholt werden müssen. Das hätte ich sowie gemacht - funktionierend hin oder her. Selbst wenn er tatsächlich gelaufen wäre, bestand doch ein erheblicher Servicerückstand. Auf alle Fälle positiv: Alles sieht weitgehend unverbastelt und original aus. Das Gehäuse ist in gutem Zustand und entgegen der Vermutung ist auch die Kasse und Zulassungsmarke mit an Bord. Beste Voraussetzungen also, um nach einer gründlichen Reinigung und Versorgung mit neuen Schmiermitteln einen funktionierenden Roulettor im Originalzustand zu haben. Wie beim Toto oder Rex-Rotor Wandgerät ist der Aufbau des Roulettors modular gehalten. Das vereinfacht die Wartung und Reparatur. Ich beschloss, mich vom Münzprüfer aus Stück für Stück vorzuarbeiten.
Der Münzprüfer
Die erste eingeworfene Münze blieb gleich im Münzprüfer stecken. Ebenso wie der Münzrückgabeknopf. Zum Ausbau des Münzprüfers ist nur eine Rändelschraube zu lösen und ein Kabel abzustecken. Durch altes, verharztes Schmiermittel klebte die Münze förmlich in die Prüfrinne des Schrägläufers. Mit Bremsenreiniger säuberte ich den Prüfer und ebnete ein paar Kratzer, die von einem Reinigungsversuch mit einer Schraubendreherklinge stammen könnten, mit 1200er Schleifpapier und anschließender Politur der Gleitfläche ein. Ein weiteres Problem zeigte sich am Ende der Prüfrinne. Die Mimik, die einen Hebel zur Münzdickenprüfung betätigt, war komplett verbogen. Vermutlich die Folgen eines ungeschickten Reparaturversuchs. Auf der Richtplatte glättete ich die Prüfeinrichtung und baute sie wieder ein. Der anschließende Test mit einer Münze bestätigte die exakte Funktion. 10 Pf.-Stücke passieren die Prüfstrecke anstandslos, während 5 Cent-Stücke ausgeschieden werden. Die Kontaktflächen des Münztasters wurden, wie der Anker der kleinen Auswurfspule darunter, sorgfältig gereinigt. Der Münzprüfer selbst blieb natürlich frei von jeglichen Schmiermitteln.
Die Relaisplatine
Unter dem Münzprüfer ist eine Grundplatte mit 3 Relais, einem Trafo und drei Steckverbindern montiert. Die Relais dienen zum Setzen der Roulette-Farben. Die drei Taster an der Front schalten jeweils ein Relais, das über einen Selbsthaltekontakt solange angezogen bleibt, bis die Spulenspannung über das Schaltwerk unterbrochen wird. Solange das rote Lämpchen über dem Gewinnplan leuchtet, ist ein Wechsel der Farbe möglich. Das neu gewählte Relais öffnet den Selbsthaltungskreis des aktiven Relais und hält sich wieder selbst.
Der Gewinnplan ist als Hinterglasdruck auf 4 kleine Glasscheiben aufgebracht, die von jeweils einem Lämpchen beleuchtet werden. Die Beleuchtung an den 3 oberen Fenstern signalisiert die jeweils aktive Farbe. Das Fensterchen mit der Option „Wiederanlauf“ leuchtet, sobald der Wiederanlauftaster aktiviert werden kann.
Der Trafo liefert eine Spannung von 7 Volt an der Sekundärwicklung und hält einen Abgriff bei ca. 70 Volt an der Primärwicklung vor. Mit der 7 Volt Wicklung werden die drei Farb-Relais und die Leuchtmittel versorgt. Über den 70 Volt-Abgriff wird der E-Magnet auf dem Rahmen des Roulettescheiben-Moduls versorgt.
Der Tilt-Kontakt ist oben an der Grundplatte montiert. Stöße oder Schläge quittiert der Roulettor mit dem Abfallen der angezogenen Relais. Damit wird zwar das Spiel durch das Programmwerk turnusgemäß beendet, jedoch erfolgen nach dem Ansprechen des Tilt-Kontakts keine Auszahlungen. Die Auszahlung im Normalbetrieb erfolgt nach jedem Stopp der Roulettescheibe wenn die Farbe des jeweiligen Durchlaufs mit der Symbolfarbe auf dem Farbkranz übereinstimmt.
Die Relaisplatine dient zugleich als zentrale Verteileinheit für die angeschlossene Peripherie. Die Steckverbinder für Auszahlspule, Tastenfeld, Münzprüfer und Programmwerk befinden sich dort.
Der Ausbau gelingt lötfrei. Die vier Halteschrauben und die Steckverbinder sind binnen 2 Minuten entfernt und die Grundplatte kann von den vier Gewindestiften abgezogen werden. Die Relais werden durch eine Acrylglasabdeckung geschützt, die die Kleinserienfertigung aus Plattenmaterial nicht verleugnen können.
Auszahlmagnet und Münzrohr
Der Münzschieber wird durch einen recht starken E-Magneten bedient, der mit einer Spulenspannung von 220 Volt spezifiziert ist. Diese Einheit aus Magnet, Münzschieber, Münzrohr und Auszahlschale nebst Zierblende, ist mit der des Wiegandt Totos und Rex-Rotor Wandgerätes identisch. Dieser Umstand erwies sich als Glücksfall. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen fehlt bei der ursprünglichen Auszahlschale der Boden und Teile der Seitenwand. Die Teile wurden einfach mit einer Säge herausgeschnitten und das entstandene Loch mit dem Blech eines Metallspachtels und einer Kunststoffschale ersetzt. Ich hätte versuchen können, die Schale mit eingeschweißten Alublechen zu reparieren. Ich zog eine einfachere Lösung vor. Eine kürzlich als Teileträger gekaufte Front eines Totos spendete eine passende, neuwertig aussehende Auszahlschale. Die Möglichkeit, die zerstörte Schale bei Gelegenheit zu reparieren, habe ich trotzdem.
In das Münzrohr passen ca. 105 10 Pfennig Stücke. Bei jeder Betätigung des Münzschiebers werden 2 Münzen auf einmal ausgezahlt. Außer den Münzschieber und den Anker der Spule zu reinigen waren keine Arbeiten nötig.
Motor, Getriebe und Programmwerk
Der Motor treibt ein zweistufiges Getriebe. Der Ausgang der ersten Stufe sorgt über ein 1:1 Winkelgetriebe für die Rotation der Roulettescheibe. Am Ausgang der zweiten Stufe ist das Programmwerk mit 12 Scheiben angeflanscht. Für die Untersetzung von 575:1 sorgt ein 2-stufiges Schneckengetriebe. Die Schneckenräder sind aus Hartgewebe (Handelsname Novotex). Die Getrieberäder und Schnecken waren komplett mit altem, verklumptem Schmierstoff umhüllt. Mit Waschpinsel und Bremsenreiniger spülte ich den alten Schmodder aus dem Getriebe. Novotex ist zwar selbstschmierend, trotzdem verwendete ich zur Schmierung das Robbe Teflonfett. Da es Kunststoffe nicht angreift und hervorragende Schmiereigenschaften besitzt, war dies das Mittel der Wahl um den Verschleiß so gering wie möglich zu halten. Die Lager des Getriebes bekamen eine frische Packung Wälzlagerfett.
Das Programmwerk steuert sowohl die Einkupplung des Roulettescheibenantriebs, als auch den Motor und die Kontakte zur Gewinnermittlung und Auszahlung. Dazu ist der Kontaktkamm an der Gewinnindexscheibe des Rouletterads elektrisch mit den Tastkontakten am Programmwerk verbunden.
Die Programmscheiben sind vollkommen intakt. Hier, wie auch bei den Kontaktzungen der Taster genügte eine sorgfältige Reinigung. Das Lager der Programmscheibenwelle bekam ebenfalls eine neue Schmiermittelfüllung. Dem Motor fehlt übrigens ein Entstörkondensator. Die Entstörung muss demnach vom Netzfilter mit übernommen werden.
Weiter zu Teil 2 ->
|
|
27.12.2014 20:06 |
|
|
tonmaster
Mitglied
Dabei seit: 27.03.2010
Beiträge: 830
Herkunft: Bayern
Themenstarter
|
|
Die Roulettescheibe
Der Roulettekessel ist am Außenrand in 37 Segmente unterteilt. Jedes Segment repräsentiert eine Farbe und eine Zahl. Die Zahl ist für das Spiel nicht relevant. Das einzige grüne Segment im Innenkessel markiert die grüne Null auf dem Außenrand. Die Farbe Grün ist auf nur zweimal auf dem äußeren Segmentrad vorhanden. Dies sind gleichzeitig die beiden Segmente mit der höchsten Gewinnausschüttung, nämlich 60 Pfennig. Dieser Gewinn ist aber nur im zweiten Lauf der Scheibe und nur bei Auswahl des mittleren, grünen Gewinnfeldes möglich. Zwei Linien auf der Scheibe markieren das Feld, in dem sich das gewinnrelevante Segment der Scheibe liegen muss. Eine Gummikugel, die innerhalb des Kessels frei mitläuft, hat nur die Aufgabe, die Roulettekugel zu symbolisieren.
Der Kessel besteht aus Alu-Pressblech, das golden eloxiert ist. Der Rahmen ist aus golden lackiertem Alu-Guss mit Hammerschlag-Optik. In die Vertiefungen ist türkisgrüne Farbe eingewaschen. Dieselbe Farbgebung findet sich auch bei den Blenden für Münzeinwurf, Auszahlschale und Tastenfeld wieder. Dadurch erhält die Metalloberfläche einen Grünspan-Patina Look. Beim 17-21 und 17-21 Atout verwendete Wiegand ebenfalls die Farbkombination Gold / Türkis.
Scheibenantrieb und Gewinnabtastung
Sofort nach dem Münzeinwurf startet der Motor. Ein Riemen treibt über das Winkelgetriebe ein Rad am Halterahmen der Scheibe an. Zeitgleich zieht der auf den Rahmen montierte E-Magnet an und hebt sowohl den Kontaktkamm als auch die Sperrklinke des Sperrrads an der Kesselachse ab. Die erste Nocke am obersten Nockenrad koppelt über ein Hebelwerk ein Reibrad zwischen Antriebsrad und Kessel ein. Der Kessel läuft an. Nach etwa einer Sekunde endet der Nockenweg und das Hebelwerk koppelt aus. Der Kessel dreht jetzt mit eigenem Schwung weiter. Nach etwa 3,5 Sekunden rückt der E-Magnet die Sperrklinke in das Sperrrad ein. Gleichzeitig senkt sich der Kontaktkamm auf die Indexscheibe die hinter dem Kessel montiert ist und mit dem Kessel rotiert. Auf dieser Indexscheibe (3 mm Pertinax) sind Kunststoffnocken montiert, die beim Absenken des Kontaktkamms diejenigen Kontakte schließen, die auf einen Nocken treffen.
Wurde gleichzeitig mit den Tastern an der Front die passende Farbe im richtigen Lauf gewählt, erfolgt die Auszahlung sofort. In der Zwischenzeit leuchtet an der Front das rote Lämpchen auf, das die Bereitschaft zum Wechsel der Spielfarbe signalisiert. Diese Prozedur läuft zunächst dreimal ab. Vor dem vierten Lauf leuchtet sehr kurz das Feld für den Nachstart auf. Nur in dieser sehr kurzen Zeit ist ein möglich, einen Gewinn von 20 Pfennig durch Wiederanlauf zu realisieren. Dazu müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: Es dürfen vorher maximal 80 Pfennig Gewinn ausbezahlt worden sein und es muss ein „halbes Feld“ (rot/weiß, grün/weiß oder gelb/weiß) derjenigen Farbe, die vorher gewählt wurde getroffen werden.
Möchte man alle Option nutzen, heißt es flink zu sein. Der Laissez-faire-Variante, den Automat nach Einwurf der Münze ohne weiteren Eingriff mit der voreingestellten grünen Farbe durchlaufen zu lassen, ist genauso möglich wie andere Extrem, nach jedem Stopp die Farbe neu zu wählen, den Wiederanlauf nicht zu verpassen und gegebenenfalls die gestoppte Farbe auf Übereinstimmung zu prüfen.
Tastenfeld und Gewinnplan
Im goldfarben lackierten Alugussrahmen sind die vier Taster, die rote Signalleuchte und die hinterleuchteten Gewinnpläne eingebaut. Nach dem Lösen zweiter Rändelschrauben und dem Abziehen des Steckers lässt sich der Rahmen zu Wartungszwecken nach vorn herausnehmen. Die Kontakte der Drucktaster waren so oxidiert, dass ich selbst unter hohem Fingerdruck nur eine schlechte Kontaktierung (Übergangswiderstand etwa 150 Ohm!) erreichen konnte. Die Taster sind vernietet und damit ist eine mechanische Reinigung nicht zerstörungsfrei möglich. Einen baugleichen Taster habe ich vor Jahren einmal zerlegt und kenne deshalb die innere Mechanik und das Kontaktmaterial. Eine Messingbrücke drückt auf zwei Messingnieten, die mit den Schraubsockeln der Außenseite verbunden sind. Wenn man mechanisch dort nicht hinkommt, dann funktioniert es auf chemischem Weg. Einer meiner Lieblingsreiniger, Bref Badreiniger, funktioniert ausgezeichnet bei oxidiertem Kupfer oder Messing. Ich sprühte eine ordentliche Ladung des säurehaltigen Reinigers in den Spalt zwischen Gehäuse und Drücker und ließ die Flüssigkeit etwa 15 Sekunden einwirken. Durch Drücken des Tasters hielt ich die Flüssigkeit in Bewegung. Dann spülte ich den Reiniger mit klarem Wasser aus und wiederholte die Prozedur ein zweites Mal. Anschließend trocknete ich den Taster mit Druckluft sofort nach. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Sicherer Kontakt bei normaler Druckkraft und ein Übergangswiderstand wie im Neuzustand.
Alle Leuchtmittel waren intakt, so dass eine Reinigung völlig genügte. Die hinterglaslackierten Fenster der Gewinnpläne tupfte ich nur sanft mit einem seifenwasserfeuchten Tuch ab, reinigte den Steckverbinder und baute das Tastenfeld wieder ein.
Der Gewinnplan ändert sich von Lauf zu Lauf. Das Detailbild zeigt, welche Farben wieviel Ausschüttung bewirken, sollte die Farbe zum Zeitpunkt des Einrastens des Farbsegments auf dem Roulettekessels übereinstimmen. Der Wechsel der Farbe ist nur beim Aufleuchten der roten Lampe möglich.
Das Gehäuse.
Mit 67,5 x 53 x 16 cm (H x B X T) und knapp 20 kg Gewicht hat der Roulettor exakt die gleichen Dimensionen wie der Toto. Das Gehäuse besteht aus furnierter Tischlerplatte. Die Rundungen rechts und links an der Front sind massive Viertelstäbe, deren vorderer Anschluss an die Frontplatte mit Messing-Zierprofilen abgesetzt ist. Die Oberfläche ist klar lackiert.
Das Gehäuse hat weder Feuchtigkeitsschäden noch zahllose Bohrungen. Drei Befestigungsbohrungen zeugen davon, dass der Roulettor den Standort sehr selten gewechselt haben muss. Die Zulassung ist rechts am hinteren Gehäuseteil mit einem Rahmen angebracht. Die Seriennummer, die im Rahmen eingraviert ist, weist diesen Roulettor als Nummer 681 mit Baujahr 1955 aus. Im Innern befinden sich, außer dem bei Wiegandt üblichen Montagestempel mit Signaturen der Monteure und Revisoren, keine weiteren Markierungen. Die Bohrung für die Kabeldurchführung in der hinteren oberen Gehäuseplatte enthält noch den ursprünglichen Blindstopfen. Das Netzkabel wurde damals durch die Lüftungsschlitze in der Rückwand nach außen geführt.
Zu Teil 3 ->
.
tonmaster hat diese Bilder (verkleinerte Versionen) angehängt:
|
|
27.12.2014 20:13 |
|
|
tonmaster
Mitglied
Dabei seit: 27.03.2010
Beiträge: 830
Herkunft: Bayern
Themenstarter
|
|
Hier ist das versprochene Video des Roulettors mit Detailaufnahmen vom Münzprüfer, der Roulettescheibe, Relaisplatte, Motor / Getriebe und Auszahlung.
.
|
|
27.12.2014 20:20 |
|
|
Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
Beiträge: 9.473
|
|
Hallo Cersten,
zuerst Gratulation zum Roulettor, der Zustand ist ja grandios !
Und du musst wohl jede freie Minute daran geackert haben, um die Restaurierung in so kurzer Zeit durch zuziehen.
Was man sieht, Wiegandt wollte einen Automaten mit intelligentem Spielprinzip schaffen, die beiden 17-21 zeigten ja schon in diese Richtung.
Schade dass es nicht mehr davon gibt oder gab.
Vielleicht war aber auch genau das interessante Spiel für 3 Promille Barhockerschwanker eine Überforderung des Zentralrechners.
Ob man die Zahl von produzierten Roulettors noch ausmachen kann ?
__________________ Viele Grüsse
Armand
|
|
27.12.2014 21:00 |
|
|
tonmaster
Mitglied
Dabei seit: 27.03.2010
Beiträge: 830
Herkunft: Bayern
Themenstarter
|
|
Hallo Armand,
Restaurierung kann man eigentlich nicht sagen. Als ich den ursprünglichen Zustand sah, wollte ich keine Schraube unnötig öffnen und den Roulettor nur schonend reinigen um ihn in betriebssicheren und funktionsfähigen Zustand versetzen. Etwa 30 Stunden Arbeit sind dazu nötig gewesen.
Was mir aufgefallen ist: Der Roulettor zahlt deutlich mehr als die geforderten 60% aus. Das liegt nicht an einem Fehler im Automaten. Es scheint wohl an den Gewinnmöglichkeiten zu liegen. Beispielsweise ist im zweiten Lauf bei Grün (2 x auf dem Kessel) eine Auszahlung von 60 Pfennig möglich. Wirft man nur eine Münze ein und betätigt keinen Taster, ist Grün die automatisch vorgewählte Farbe. Die Wahrscheinlichkeit ist damit höher, dass ein "fauler" Spieler mehr abräumt als ein "aktiver". Während der Tests habe ich die Münzröhre zweimal leer gespielt. Manchmal saust ein Zehnerl mit Schwung über die Öffnung der Münzröhre in die Kasse. Im Video ist das einmal zu sehen (dort aber auf den Boden). Vielleicht war dieser Zufall der Lohn des Aufstellers
Überträgt man das spielerfreundliche Verhalten dieses Roulettors auf die anderen, könnte das ein Grund für seine Seltenheit sein. So ein Kassengift wollte sich wahrscheinlich kein Aufsteller antun. Ich kenne die Seriennummer des oberpfälzischen Pendants nicht. Wiegandt gravierte die Seriennummer immer in den Rahmen des Zulassungsschildes ein. Es müssten demnach mindestens 681 Stück gewesen sein.
Viele Grüße
Cersten
|
|
27.12.2014 21:27 |
|
|
Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
Beiträge: 9.473
|
|
Hallo Cersten,
da hast du ja noch was vor dir, die Gewinnquoten genau zu berechnen
Mir scheint auf den ersten Blick eine Chancengleichheit zwischen den 3 Auswahlmöglichkeiten.
1te Reihe, 4xBraun (20pfg, 80pfg insgesamt) / 3xGelb (40pfg, 120pfg insgesamt) / 2xGelb-Weiss (20pfg, 40pfg insgesamt) Total 2,40 DM
2te Reihe, 4xBlau (20pfg, 80pfg insgesamt) / 2xGrün (60pfg, 120pfg insgesamt) / 2xGrün-Weiss (20pfg, 40pfg insgesamt) Total 2,40 DM
3te Reihe, 4xWeiss (20pfg, 80pfg insgesamt) / 6xRot (20pfg, 120pfg insgesamt) / 2xRot-Weiss (20pfg, 40pfg insgesamt) Total 2,40 DM
Macht 7,20 DM auf 29 Gewinnfelder verteilt mit doppelter Chance beim letzten Lauf.
Was auch erstaunt, ich habe im Automatenmarkt kein einziges Foto gefunden, obschon der Automat bei einigen Händlern angeworben wird.
__________________ Viele Grüsse
Armand
|
|
27.12.2014 21:53 |
|
|
tonmaster
Mitglied
Dabei seit: 27.03.2010
Beiträge: 830
Herkunft: Bayern
Themenstarter
|
|
Zitat: |
da hast du ja noch was vor dir, die Gewinnquoten genau zu berechnen |
In diesem Fall ziehe ich die empirische Betrachtung vor.
Mir ist das aufgefallen, als sich die Münzschale während der Tests sich nach und nach füllte und ich nie den Münzschieber manuell bedienen musste um mal schnell an ein paar Münzen zu kommen. Weder am Kessel, noch an der Indexscheibe konnte ich Manipulationen erkennen. Ich meine, das mit den Gewichten an passender Stelle kennen wir ja
.
Nach der Reinigung der Kessel-Kugellager machte ich einen Test, ob die Scheibe, wenn Sie aus der freien Drehung stoppt, dies an einer bevorzugten Stelle tut. Aber nichts dergleichen. Nach 20 Anläufen stoppte sie selbstständig an nahezu allen Stellen auf der Scheibe.
Viele Grüße
Cersten
|
|
27.12.2014 22:11 |
|
|
Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
Beiträge: 9.473
|
|
Ist noch einfacher als gedacht, es gibt ja keine Kombinationen also braucht man auch keine Fakultätsrechnung.
1ter Lauf, 80pfg : 37 Felder = 2,1621 pfg
2ter Lauf, 120pfg : 37 Felder = 3,2432 pfg
3ter Lauf 40pfg : 37 Felder = 1,0810 pfg
Wiederanlauf
4ter Lauf 40pfg : 37 Felder = 1,0810 pfg
2,1621+3,2432+1,0810+1,0810= 7,5673 auf 10pfg sind
75,67 % theoretisch.
Gewinnhäufigkeit, Stand bei 2tem Lauf :
Wahl 1te Reihe Braun/Gelb (4+3+2x2) / 37 = 29,3%
Wahl 2te Reihe Blau/Grün (4+2+2x2) / 37 = 27,0%
Wahl 3te Reihe Rot/Weiss (4+6+2x2) / 37 = 37,8%
Cersten, ich frage mich gerade ob du bei deinem Glück nicht eine Anmeldung bei Goldserie ins Auge fassen solltest.
__________________ Viele Grüsse
Armand
|
|
27.12.2014 22:32 |
|
|
tonmaster
Mitglied
Dabei seit: 27.03.2010
Beiträge: 830
Herkunft: Bayern
Themenstarter
|
|
Zitat: |
75,67 % theoretisch. |
is ja geil! Wo Du recht hat, hast Du recht
Wenn meine Frau am Roulettor spielt, hat sie ähnlich viel Glück. Leider nur am Roulettor (was das Spiel betrifft). Wenn das beim Lottoschein auch so gut klappen würde...
Und nee, Goldserie wird wohl nicht mein zweites Wohnzimmer werden
|
|
27.12.2014 22:44 |
|
|
Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
Beiträge: 9.473
|
|
Hallo Cersten,
da war leider ein Fehler von mir, die Quote ist 75,67 %, umgefähr so hoch wie beim Bingolett.
Der 4te Lauf erhöht natürlich auch die Gewinnquote, man wird alt.
__________________ Viele Grüsse
Armand
|
|
27.12.2014 23:49 |
|
|
Vincent
Mitglied
Dabei seit: 23.05.2011
Beiträge: 93
|
|
„Im „Privat an Privat“-Teil hatte just 3 Minuten zuvor jemand inseriert: „
Eigentlich kann das ja kein Zufall sein!
Ich würde sagen, da haben sich zwei gesucht und gefunden
Ein superklasse Bericht Cersten, vielen Dank fürs teilhaben lassen! Das ist ja nicht selbstverständlich dass jemand so ein seltenes Teil ergattert und die Informationen dazu auch noch so perfekt aufbereitet mit den anderen infizierten teilt. Super :-)
Der Zustand des Automaten ist unglaublich, man kann es sich bei den seltenen Stücken ja eh nicht aussuchen aber wenn dann der Zustand so ist, original und unbeschädigt, sogar mit Kasse dann ist das fast nicht mehr zu toppen.
Ich glaub ja auch, dass die Bedienung nach dem dritten Bier schon Schwierigkeiten verursachen konnte ;-) Ab dem 4. war sicher durchlaufen lassen angesagt :-D
Vielen Dank für den tollen Bericht und viel Spass mit dem Automaten.
Gruß - Eric
|
|
28.12.2014 10:37 |
|
|
Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
Beiträge: 9.473
|
|
Bis jetzt ist das Echo auf diesen raren und schönen Automaten doch etwas verhalten.
Da gab es also offensichtlich einige Bieter mehr die sich in ihrer Gräme verzehren
Persönlich ist für mich der Roulomint ein absolut ebenbürtiger Automat. Auch desshalb
habe ich Katarina keine schönen Augen gemacht. Wenn es aber mehr Roulettor gäbe,
warum nicht. Ansonsten muss man nicht alle(s) haben, finde ich.
__________________ Viele Grüsse
Armand
|
|
06.01.2015 17:29 |
|
|
|