Goldene 6 Digital-Umbau |
tonmaster
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In letzter Zeit nerven mich die Macken meiner mechanischen und elektro-mechanischen Spielgeräte. Ich habe einfach nicht mehr die Zeit, tagelang und wochenlang so eine Mühle wieder in Gang zu bringen. Deshalb habe ich mich zu einem radikalen Schritt entschlossen: Raus mit dem Mechanik- und Elektro-Müll und rein mit feinster Digitaltechnik! Das hat nur Vorteile. Neben der aufwändigen Restaurierung, Teilesuche und sogar Sonderanfertigungen für nirgendwo erhältliche Fehlteile, fällt auch die Wartung weitgehend flach. Prozessoren brauchen Strom und kein Öl und schon gar nicht an jeder Stelle ein anderes Schmiermittelchen. Einschalten, booten und los geht’s!
Am Wochenende habe ich das bei meiner „Goldenen 6“ durchgezogen. Zunächst habe ich mir mal die Einzelteile zusammengesucht. Dank meinem Fundus habe ich nichts extra kaufen müssen. Am Beginn stand die Software. Die Walzen der Goldenen 6 wurden abfotografiert. Ich wolle unbedingt flüssige Bewegungsabläufe, deshalb wurde jeweils 1 Bild je 1/30° aufgenommen. Das sind 10800 Bilder je Walze. Klingt viel, aber mit einem Schrittmotor und der Serienbildfunktion meiner Kamera ging das recht flott. Damit kommt auch der leichte Seitenschlag der mittleren Walze originalgetreu rüber. Das Programm läuft unter Visual C++. Ein Zufallsgenerator bestimmt die Endstellung der Walzen, wobei die 60 %ige Auszahlungsquote PTB-konform eingehalten wird. Dazu kommt der Sound. Mit einem Messmikrofon erfasste ich alle Geräusche des Laufwerks und verknüpfte sie mit den jeweiligen Betriebszuständen. Ein weiterer Zufallsgenerator steuert das Einspielen des Brummtons, das einer der E-Magneten ab und zu von sich gibt. Besser geht’s nicht!
Auf der Hardwareseite kommt bewährte Technik zum Einsatz. Ein Mainboard für Industrie-PCs ist das Herzstück. Auf einer SSD ist das Betriebssystem (abgespecktes Windows 7) und das Programm gespeichert. Beim Booten wird ohne Maus und Tastatureinsatz über die Autostartfunktion das Programm „Goldene-6.exe“ gestartet. Der Münzprüfer ist mechanisch geblieben, wurde aber mit einer Lichtschranke versehen, die den Münzeinwurf an die Software meldet. Für die Anzeige hatte ich ein passendes Notebookdisplay und für den Sound sorgt ein ausgemusterter 30er Breitbandlautsprecher, der im unteren Gehäuseteil unsichtbar verschwindet. Die Vibrationen des Lautsprechers übertragen sich als Körperschall auf das Gehäuse und so wird die Virtualisierung perfekt.
Etwas mehr Hirnschmalz erforderte der Auszahlmechanismus. Aber auch dafür gibt es eine naheliegende Lösung. Ein DVD-Laufwerk wird oben mit einer Bohrung und Halterung für ein Münzrohr versehen. Innen wird die Mechanik der DVD-Lade etwas modifiziert (geheim), so dass bei jedem Öffnen ein 10 Pfennig Stück ausgeworfen wird. Damit das so nicht so lahm wie bei normalen DVD-ROM Laufwerken geht, habe ich den Motor für die Lade frisiert (mehr Power). Das Ein-und Ausfahren geht jetzt so schnell wie der Auszahlmagnet im Original.
Und Jungs, was sagt ihr nun? Die Arbeit von einem Vormittag und ein Leben lang Spaß ohne herumbasteln zu müssen. Wer da noch auf das alte Gelumpe steht, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
Fürs nächste Wochenende habe ich mir ein weiteres Projekt zurechtgelegt. Der „Sputazzo“! Ist schon klar. Bevor ihr ewig gestrigen Mechanikfreaks jetzt rätselt was das ist, sag ich’s euch: Den halbgaren Sputnik aus der Auktion letzte Woche habe ICH gekauft. Ja Daniel, ich hab‘ einfach noch was draufgelegt und schon hatte ich ihn. Die Scheibe und die Mechanik wird entsorgt, braucht eh‘ kein Mensch. Stattdessen kommt ein 24“ Flatscreen hochkant rein und dahinter der bewährte Industrie-PC. Ein bisschen Silikon und Bauschaum hält das Ganze in Position. Und mal ehrlich, was ist an dem Sputnik so schwer zu digitalisieren? Für Armand programmiere ich auch eine „Brille“ für den Satelliten, die sich per Software (Touchscreen-Wischgeste) ein- und ausschalten lässt.
Ach ja, das wird ja ein Sputazzo! Im Grunde sind das doch alles nur rechteckige Kisten und dem Flatscreen ist es wurscht, was er anzeigen muss. Also wird unten am Gehäuse ein kleiner Schalter angebracht der zwischen Sputnik und Bajazzo (=Sputazzo) umschaltet. Der mittige Taster am Sputnik-Gehäuse lässt sich dann herausziehen. Ein angekoppelter Drehwinkelgeber gibt die Drehbewegung proportional an die Software weiter, die die virtuelle Bajazzofigur dementsprechend positioniert.
Einmal investiert- tausende Euros gespart! Vom Platzbedarf gar nicht zu reden. Statt sich die Bude mit verwurmten Kisten zu zustellen, gibt es ein Gerät für alles. Und wenn man mal nicht dran spielt, wird das historische Spielgerät zum digitalen Bilderrahmen – genial!
So, und hier die Bilder meines Umbaus. Nicht dass noch jemand auf die Idee käme, es wäre ein Fake!
Auf dem Bild 1 seht ihr das Material:
(1.) Wellrohr für Münzableitung in die Kasse
(2.) 13,3“ TFT-Monitor aus Notebook
(3.) Spezial DVD-ROM mit Münzspeicher (manuell nachfüllbar)
(4.) Netzteil
(5.) Industrie-PC
(6.) Spezialadapter USB auf TFT-Monitorport (bei mir erhältlich, ca. EUR 14,13)
(7.) gewöhnliches SATA Kabel
(8.) Spezialadapter USB auf Infrarot-Lichtschranke (bei mir erhältlich, ca. EUR 104,13)
Nicht im Bild : Lautsprecher und Software
Bild 2:
Der Münzabstreif-Mechanismus des DVD-ROMs. Die Lade fährt heraus und hat das 10 Pf. Stück auf der Transportfläche. Beim Zurückfahren bleibt die Münze am „Retainer“ hängen und fällt durch den Schlitz in die Auszahlschale.
Bild 3 und 4:
So sieht der Innenausbau aus. Mit Silikon, Heißkleber und Kabelbindern in Null Komma Nix eingebaut.
Bild 5,6 und 7:
Der Goldene 6-PC startet, Windows 7 startet und „Goldene-6.exe“ startet automatisch.
Bild 8:
Sondermüll (wird umweltverträglich entsorgt)
Ich bin so begeistert von den Umbauten, dass ich alle meine Automaten digitalisieren und virtualisieren werde. In Zukunft werde ich dann so gut wie gar nicht mehr hier im Forum anzutreffen sein. Wer ebenfalls sein altes Zeug satt hat und in die schöne bunte Welt der Digitaltechnik wechseln will, kann sich bei mir melden. Ich baue eure Automaten um und entsorge den Rest! Aber erst ab September. Ich habe nämlich schon einen Auftrag eines Sammlers aus der Oberpfalz, der möchte seine komplette Sammlung virtualisieren lassen.
Bis irgendwann mal
Cersten
tonmaster hat diese Bilder (verkleinerte Versionen) angehängt:
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01.04.2013 08:40 |
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Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
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Hallo Cersten,
einfach nur geil
Daß das Genie des Menschen Zeit braucht um das Wesentliche zu erkennen ist ja bekannt, aber wir kommen immer wieder voran,
und das ist gerade an Ostern eine schöne Botschaft.
Dank an die vielen Pioniere und Sponsoren wie auch an deinen Großauftraggeber die solche Projekte möglich machen !
Wir müssen natürlich die Umwelt immer im Auge behalten und ich kann dir speziell für deinen Oberpfalz-Auftrag einen Entsorger-Betrieb in Luxemburg empfehlen.
Bei der G.O.S.F. wird artgerecht mit dem Schrott verfahren, dort wird strikt nach EU 33/2011 getrennt.
Ich habe gehört daß dein Kunde den gewonnenen Platz für antike Parkuhren nutzen möchte. Natürlich mit mehrfarbiger LED-Hintergrundbeleuchtung.
Aber da auch dies nur eine Übergangslösung sein kann,steht dir sicher schon bald ein neuer Auftrag der Digitalisierungsautomation ins Haus.
Es ist immer das Ziel jeden kreativen Menschen, seinen Beruf mit seinem Hobby zu verbinden.
Ich wünsche dir, Cersten, auf diesem Weg noch viel Erfolg weiterhin.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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01.04.2013 11:27 |
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Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
Beiträge: 9.473
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Den Hinweis auf die EU-Richtlinie wollte ich noch nachreichen :
EU Nr 333 / 2011
__________________ Viele Grüsse
Armand
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01.04.2013 11:54 |
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tonmaster
Mitglied
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Hallo Armand,
vielen Dank für den Hinweis, dass die G.O.S.F ein akkreditiertes Entsorgungsunternehmen nach EU 333/2011 ist.
Gerne wende ich mich mit meinen Entsorgungsanliegen an die G.O.S.F in Luxemburg. Da Du in dieser Organisation tätig bist, wird der Kontakt glücklicherweise nicht ganz abreißen. Das Vertragswerk lasse ich Dir nächste Woche zukommen. Schau‘ mal drüber und gib mir Bescheid, wann ich die ersten Container bei der G.O.S.F anliefern lassen kann. Es ist unglaublich, wie viele Interessenten sich schon gemeldet haben.
Vielen Dank für die Hilfe!
Cersten
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01.04.2013 12:28 |
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Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
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Ich habe das Thema verschoben, da ausser dem Autor und den Mods niemand antworten konnte.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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01.04.2013 17:51 |
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Thomstein
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01.04.2013 20:48 |
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tonmaster
Mitglied
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Themenstarter
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Hallo Liebhaber der alten Technik,
natürlich habe ich dem alten Schätzchen nicht auch nur ein Hebelchen gekrümmt. Alles ist schon wieder rückstandslos zurückgebaut und auch die Maschine vor der Verschrottung gerettet.
Vielen Dank für die E-Mails einiger AAF-Mitglieder, die mich zu meinem Umbau "beglückwünschten" und den Braten rochen
Ich habe eigentlich stellenweise so dick aufgetragen, dass die Absicht den 1. April würdig zu begehen, spätestes beim letzten Absatz hätte klar sein müssen. Trotzdem erreichte mich eine anonyme E-Mail mit österreichischem Absender. Das es Marco war, möchte ich ausdrücklich ausschließen. Hier der Text der Spaßbremse (nur kopiert, nichts hinzugefügt, nichts korrigiert, nichts weggelassen):
Das ist ja wohl die Höhe! Wie kommen Sie als Automatenfrischling dazu, wertvolles Kulturgut zu verschandeln. Ich rate Ihnen im guten den NSM Sputnick in seinem Zustand zu lassen oder wieder zu verkaufen. In Ihre Hände gehören keine Automaten!!!!!!!!!. Jeder der Ihnen einen Automaten zum Umbau überlä?t ist auch nicht besser!!!!!!!!!
Leider kam meine Antwort auf diese Nachricht als nicht zustellbar zurück. Ich wollte Ihm eigentlich nur mitteilen, dass ich meine Goldene 6 heute zur Seifenkiste umgebaut habe, aber Originale Opel Seifenkistenräder aus den 50er Jahren verwendet habe.
Vielleicht besser so. Das hätte ihm bestimmt den Stecker rausgezogen.
Besser der Knabe bleibt anonym, denn wirkungsvoller kann man sich eigenlich nicht selbst demontieren. Sputnick.....
Schon wenn ein paar von euch Spaß beim Lesen hatten, hat sich die Sache gelohnt!
Servus aus'm Süden
Cersten
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01.04.2013 23:19 |
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Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
Beiträge: 9.473
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Zitat: |
Trotzdem erreichte mich eine anonyme E-Mail mit österreichischem Absender. |
Wir müssen uns auch bei Gernot entschuldigen für die Steinchen (und es war nicht Thomas
),
die man ihm heute Nacht ans Schlafzimmerfenster geschmissen hat,
auch der Klingelterror an seiner Haustür geht auf unsere Kappe.
Bleibt die EU Richtlinie 333 / 2011 die wir schon immer erfüllt haben, ja die schon immer unser 11. Gebot war :
Bestimmte Arten von Schrott sind nicht mehr als Abfall zu betrachten.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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02.04.2013 03:41 |
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puschkin2
Mitglied
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Also ich wars nicht,
LG MARCO
__________________ Liebe Grüße
Marco
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02.04.2013 07:32 |
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alte-automaten
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Mensch Cersten,Du bist aber auch ein pöser Pube,das Du so mit wertvollem Kulturgut umgehst
Offenbar trauen Dir einige Sammler alles zu,was mir jetzt doch etwas zu denken geben würde
Für mich war Dein Umbau mit präziser Beschreibung in Wort und Bild eine der besten 1.April-Veräppelungen,die ich je gelesen habe.
Wenn sich jeder damit so viel Mühe geben würde,dann dürfte gerne öfter 1.April sein
__________________ Bis dann
Daniel
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02.04.2013 13:22 |
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Cleantex
Moderator
Dabei seit: 14.04.2008
Beiträge: 9.473
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Ich fand das einfach super, und ich glaube auch dass nicht nur Alpenländer mit einem Fisch auf dem Rücken herumliefen.
Etwas was bei mir ewig hängen bleiben wird, fürchte ich, ist das Wort "Sputazzo".
__________________ Viele Grüsse
Armand
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02.04.2013 13:38 |
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tonmaster
Mitglied
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Themenstarter
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02.04.2013 22:53 |
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