Kondensatoren prüfen & ersetzen |
Cleantex
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Kondensatoren prüfen & ersetzen |
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Wieder ein Laie der sich mit dem Thema beschäftigt ?
Nicht unbedingt nach TH "4J Elektromechanik+ 4J Elektronik+ 4J Informatik" während denen mein Paps gnädig das Bier finanziert hat.
Was richtig ist, die Kondensatoren in all ihren Formen, gewickelt, mit Elektrolyt gefüllt, Tantal oder Keramik, sie sind auch heute noch die Sorgenkinder in jeder Schaltung. Und besonders anfällig nach vielen Jahren, ob benutzt oder nicht.
1. Der Wunschkandidat.
Ist oft ein Selbstmörder, was bei Elko's gerne zur Praxis gehört. Aber auch falsch gepolte Tantal's mit heraushängenden Gedärmen kommen immer wieder mal vor, und das ist modernes Zeug. Die Ursache ist hier aber oft eine Falschpolung, da intelligenterweise bei Tantals der Strich nicht den Minus, sondern den Pluspol darstellt. Bei Handbestückung ein leichter Fehler.
Ein explodierter Elko ist aber leider nur scheinbar der Idealfall, man erkennt zwar den Schädling, aber oft muss man die Umgebung reinigen und schlimmer, man kann öfter den Wert nicht mehr lesen. Und wenn kein Schaltplan vorhanden ist, kann man nur auf einen Zwillingsbruder auf der Platine hoffen.
Perverserweise wurden und werden auch siamesische Zwillinge verwendet, da trifft es beide wenn einer aufgibt. Bei den alten mit Teer vergossenen Elkos kann man nach dem Knall nur schwer noch etwas erkennen.
Warum aber explodieren Elkos und geben nicht einfach auf ? Die Antwort ist im Prinzip einfach, es ist wie bei einem Kochtopf ohne Sicherheitsventil.
Um zu verstehen, wie es soweit kommen kann und wie man verhindert dass es soweit kommt, dazu mehr im nächsten Beitrag.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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21.01.2018 13:43 |
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Cleantex
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2. Die Mutter aller Kapazitätstester
ist ohne Zweifel die Sprague Tel-OhMike.
Sprague war ein amerikanischer Kondensator-Hersteller, heute mehr unter dem Namen Vishay bekannt.
Dieser Tester hat zum Kultobjekt mutiert, wird liebevoll restauriert und wenn man Leute findet, beispielsweise bei Youtube, die in einer Werkstatt
sitzen wo noch 6 Oszillo's von der Decke hängen und das Spacelab dagegen arm aussieht, ja da steht irgendwo bestimmt auch eine Sprague Tel-OhMike.
Wie funktionierte die Sprague und was konnte man damit messen ?
Antwort : Die Kapazität und den Leckstrom.
a) Die Kapazität messen
Links (TO-1 in der Mitte) konnte man die Kapazität messen, man musste zuerst verschiedene Schalter betätigen um den Bereich zu wählen. Dann hat man
an dem mittleren Rad gedreht bis das magische Auge fokussiert hat, und konnte dann an der Skala den Wert ablesen.
b) Den Leckstrom messen
Hier war es so dass man die Spannung zuerst einstellen musste, danach konnte man am Messinstrument rechts den Leckwiderstand ablesen, der idealerweise
unendlich ist. So genau war diese Anzeige auch nicht denn die logarithmische Skala war doch nur schwer lesbar.
Ganz davon abgesehen dass der Leckstrom kein fester Wert bleibt wenn man eine Spannung anlegt, da eine eventuelle Neuformierung schon ab diesem
Moment beginnt. Denn die Neuformierung war auch Aufgabe der Sprague.
c) Der Idiotentest
Lustig, ab TO-6 hat man einen roten Hebel hinzugefügt, damit man sicher sein kann dass der Kondensator vor dem Messen entladen war.
Die Tel-OhMike hatte zwar nur Röhren im Inneren, aber auch da konnte man mit hochvoltig geladenen Elkos noch Schaden anrichten.
Heutigen Ansprüchen wird die Sprague nicht mehr gerecht, sie ist eben ein Kultobjekt.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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30.01.2018 12:35 |
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Cleantex
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Warum es so langsam hier weitergeht ?
Nun, australische Känguruhe sind nicht schneller als chinesische Drachen, und dieses Teil ist erst heute angekommen.
Wichtiger aber noch, es wird am Ende ein Selbstbauprojekt geben, das nicht auf diesem Bausatz beruht und noch andere Fähigkeiten hat.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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28.02.2018 16:07 |
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Cleantex
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Viele kennen den Elektor und seine Bausätze.
Dieser Leckstromtester ist ein Bausatz der australischen Silicon Chip Fachzeitschrift, die sehr ähnlich ist. Da der australische Dollar sehr niedrig
steht im Verhältnis zum Euro (0,64) kostet der Bausatz etwa 38 Euro + Versand 20 Aud. Also bei etwa 70 Euro (Mehrwertst.) ist man dabei.
Ich hatte bereits vor einigen Wochen die Platine von diesem Bausatz zusammengebaut.
Und dann
ein Problem
Es war so dass die Schaltung bis 63V funktioniert hat, dann aber bei der 100V Einstellung auch nur 63V auf die Prüfbuchsen gebracht hat.
Wie kann das sein ? Mit Bausätzen hatte ich bisher 0 Probleme, ich überprüfe immer alle Komponenten bevor ich sie einlöte.
Also, die ganze Platine auf Widerstand oder Kondensator Verwechslungen geprüft, den Trafo auf gegengesetzte Wicklung, Risse in der Platine
oder Kurzschlüsse an der Ätzung und nichts gefunden.
Nun besteht die Schaltung aus einem Schaltnetzteil um die bis zu 100V aus 9V zu generieren und einem Strommesser der automatisch die
Bereiche zwischen uA und mA umschaltet. Es blieb als Schuldiger also nur der Schaltnetzteil Chip MC34063 übrig.
Hier die Schaltung mit Bauanleitung : http://antik-automaten.de/wbb2_pdfs/K2558-42-52.pdf
Also ein paar bestellt an verschiedenen Orten, nacheinander.
Und jetzt kommt die liebe Post ins Spiel. Die erste Lieferung haben sie verloren, die zweite geschreddert, erst die dritte ist unversehrt angekommen.
Bis dahin war schon mal ein Monat um.
Ich habe dann verschiedene Fabrikate getestet, es hätte ja sein können dass das Schwingen sehr unstabil ist, aber alle anderen Chips haben
korrekt funktioniert und jetzt waren auch die 100V vorhanden.
Ich habe dann noch in späteren Beitrag in den Errata einen Tip für weniger Fremdschwingungen bei kleinen Kondensatorwerten gefunden.
Der letzte Beitrag : http://antik-automaten.de/wbb2_pdfs/ERRATA09.pdf
LL ist gut, nur eben lecken alle Elkos, und ich habe dann was ganz anderes gemacht. Ich habe neue Keramik Kondensatoren mit hoher Kapazität auf
Lager, die sind unpolarisiert (im Gegensatz zu Elkos und Tantals)
Vorhanden Kemet 100uF 6V und 47uF 16V. Mittlerweile gibt es sie auch mit 100uF 16V,
die aber kann man im Modellbau schwieriger unterbringen.
Ich habe also 2x 47uF 16V zusammengelötet, und damit das Problem gelöst.
Und Polarität spielt dabei keine Rolle.
Das Gehäuse
war dann der nächste Akt. Da war zuerst der Ausschnitt für das Display, ich hoffe dass der Hamster nicht an den Splittern verstorben ist.
Also habe ich den zuerst nachgefräst, und dann gemerkt das etwa 3,5mm Abstand zwischen Display und Abdeckung genügen um ein Plexiglas
Schutzfenster einzukleben. So sah das schon viel besser aus.
Für Batteriebetrieb sind 9V vorgesehen, 6x AA-Monozelle, und jetzt kommt eine Ungereimtheit.
In der Bauanleitung steht :
Unfortunately, we couldn't find any 6xAA flat battery holders - they're only available in 1, 2, 4 and 1o cells. Und prompt liegen im Bausatz ein 4 und 2 Zeller.
Was ??? In Australien gibt es keine 6zellige Batterie-Halter ????
Und die Wombats scheißen viereckige Würfel.......
Das machen die Wombats tatsächlich und ein beliebtes Mitbringsel aus Australien ist diese Schokolade
Die Firma hat übrigens auch die Hinterlassenschaften von Känguruhs und Koalas (grün
) im Programm. Alles zum Naschen.
Ich habe das dann anders gemacht, wir haben hier keine Wombats, dafür aber habe ich diese Dinger
durch einen 9V Batteriekasten ersetzt der von aussen zugänglich ist, Platz war da +-5mm.
Ausserdem eine Buchse für Netzbetrieb eingebaut mit Batterie-Abschaltung.
Und trotz gutem Wetter habe ich das heute fertig gemacht
Das beleuchtete Display zeigt ohne Testobjekt logischerweise 0,00 uA.
Der Bausatz funktioniert und man kann ihn auch für Elkos mit höherer Spannung verwenden,
denn dann ist bei 100V ebenfalls auch ein Leckstrom vorhanden.
Nun ist es so, ohne den Bausatz kann man dieses Teil schwer nachbauen.
Somit wird es gegen Ende oder parallel zu diesem Thema die Beschreibung eines Projekts von mir geben,
das zusätzlich zum testen des Leckstroms bis etwa 230 Volt reicht und nicht nur das Messen, sondern auch
eine Wiederbelebung von (halb)toten Elkos erlaubt.
Das mit Bauteilen die man im Handel findet und ohne einen Mikroprozessor. Die Sprague hatte den auch nicht.
__________________ Viele Grüsse
Armand
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19.05.2018 22:36 |
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