Antik-Automaten Forum (https://www.antik-automaten.de/wbb2/index.php)
- Sonstige Themen (https://www.antik-automaten.de/wbb2/board.php?boardid=41)
-- Modellbau-Ecke (https://www.antik-automaten.de/wbb2/board.php?boardid=55)
--- Saddle Tank (auf Murkslin Basis) (https://www.antik-automaten.de/wbb2/thread.php?threadid=3125)
Geschrieben von Cleantex am 03.11.2021 um 20:23:
Saddle Tank (auf Murkslin Basis)
Das Wort "Murkslin" ist in deutschen Modelleisenbahn-Foren eigentlich verboten, da von Mä..... dominiert.
Aber in Modellbahner Kreisen durchgängig bekannt. Wie schon vermutet, ein schlechter Name kommt nicht
von selbst, den muss man sich hart erarbeiten.
Was ist eine Saddle Tank ?
Es ist eine Lokomotive wo der Wasserspeicher wie ein Sattel über dem Kessel liegt.
Diese Loks waren auch zusammen mit den Shays bei den Holzfäller im Einsatz, aber mehr als Rangierloks.
Die sehen klassisch meist so aus
Und wieder spielt Shapeways dabei eine Rolle, und ein alter Bekannter
Rudy Valle
The Z Maker hat die Lok designed und bei Shapeways hochgeladen.
Warum ich jetzt hiermit angefangen habe obwohl die Shay noch nicht fertig ist ? Dafür gibt es eine einfache
Erklärung. Es ist ein Vorteil wenigstens 2 Loks zusammen zu lackieren, man muss die Pistolen nur einmal reinigen
und hier ist es auch noch so, dass dieselben Farben verwendet werden.
Aber man muss sich natürlich sicher sein dass der Aufbau passt, so muss die Saddle Tank auch schon
etwas weit vorbereitet sein.
Im Titel steht "Auf ......... Basis" Hier ist also kein Shorty als Antrieb vorgesehen, sondern ein Mä..... Chassis
der ersten Stunde, die BR89. Denn die Achsfolge 0-6-0 stimmt mit vielen Saddle Tank's überein.
Was jetzt lustig ist, die 89er wurde genau in 10 Exemplaren im Original gebaut. Genau 10 Stück !
Mä..... hat davon im laufe der Jahre Tausende in die Geschäfte gebracht, in Schwarz, in Grün, in Blau, in Grau,
Braun hat gefehlt, Hakenkreuze sind in Deutschland auch im kleinen verboten. Dann gab es Silber, Gold
(Katzengold) , mit Edelsteinen (Halbedel.......) als Lampen vorne und hinten, Urlaubssets, ja sogar eine Starlight
Express Version und und und. Vergessen, weiss gab es auch noch, die Malteserlok. Da hatte jemand einen
anständigen Schluck aus der Pulle genommen.
Nun ist es so, die Saddle Tank's haben üblicherweise schwarze Radspeichen, bei Mä..... sind die bei (fast) allen
Varianten rot. Kann man jetzt schwarz lackieren aber Getriebeöl und Lack vertragen sich nicht gut und der Lack
füllt oft die Speichenzwischenräume, also schwarz im Material ist hier von Vorteil.
Nun ist es so, es gibt eine Lok mit dieser Speichenfarbe, die 89er aus dem Berlin-Set 8887 von 1987, im
Fotografie-Anstrich, also zum Fahren ungeeignet.
Was ist ein Fotografie-Anstrich ? Es ist so dass früher, als es nur schwarz-weiss Fotografie gab, man auf diesen
Fotos nur einen schwarzen Fleck gesehen hat, und so hat man allein für diesen Zweck die Loks umlackiert mit
Grauabstufungen.
Und ich hatte zwei davon auf Halde liegen. Ein Schlachtfest war angesagt.
Diese frühen Chassis hatten schon die Pendelachse, aber einen 3 Pol Motor.
Den kann ich nicht mehr benutzen. Die 3 Pol Motoren laufen nicht besonders gut mit Decoder und sind eigentlich
Modellbahn Historie. Sehr spät haben dann die Göppinger den 5 Pol Motor gebracht und die meisten späteren Loks
waren damit ausgerüstet. Wie die Urlaubsets auch.
Aber, auch die Fünfpoler hatten einen Nachteil, denn 2 Pole mehr haben die Technik nicht verändert, es gab immer
noch Kohleschleifer, etwas kleiner, aber das System war vom 3 Poler vererbt. Und da der Kollektor jetzt 5 Spalten
hatte, die natürlich schmaler waren, haben diese sich auch sehr schnell mit Abrieb gefüllt, kurz geschlossen und ein
Grillfest für Decoder organisiert. Bei nicht wenigstens 1A am Decoder-Ausgang, russisches Roulett. Ich habe von den
5 Pol Motoren auch noch Bestand, hier kommt aber für mich keiner in Frage.
Und dann war da der Moment eines Geistesblitzes (der in Göppingen nur selten einschlägt).
Man hat den Glockenankermotor für die Spur Z entdeckt, also die anderen Produzenten in Z hatten ihn schon, aber die
Mutter aller Zetties noch nicht.
Es gab da dann auch vor kurzem ein Set (mit Trafo, Gleiskreis und Pipapo, also nichts für den Modellbahner) und die
enthaltene 89er hatte stillschweigend den Glocki an Bord.
Bestellen kann man zwar den Motor aber nicht den Motorhalter, beschämt sei, wer schlecht darüber denkt.
Aber, da auch Modellbahner meist nicht blöd sind, hat ein Mitglied selbst Halter gezeichnet und sie bei Shapeways zur
Verfügung gestellt, in Messing. Und da ich auch welche davon habe, war der Weg für die anstehende Arbeit vorgezeichnet.
Geschrieben von Cleantex am 05.11.2021 um 16:19:
Der Uhu aus Göppingen.
Nein, es geht nicht um den Greifvogel, sondern um den Klebstoff.
Denn bis noch vor etwa 10 Jahren hat die Firma es fertig gebracht, Schmieröle zu verwenden die verharzen.
Oft eine letzte Ölung für die Mechanik.
Und in jedem Blister gibt es einen kleinen Zettel wo draufsteht, bitte nur minimal ölen.
Den hat noch wahrscheinlich niemand in der Produktion gelesen, denn meist sind die Loks voll eingesaut wenn
sie beim Kunden ankommen.
Hätte man sich doch nur in der Kantine informiert, dort steht bei Schnitzel : In viel Öl beidseitig etwa 3 Minuten
anbraten und danach
auf einem Küchenpapier abtropfen lassen.
Mit dem Verharzen ist es jetzt so, je länger die Lok im hauseigenen Saft schmorte, je länger kann es dauern
bis sie wieder betriebsfähig ist.
Leichtverletzte tut man in ein Bad, komplett, auf ein Gleis an dem ein Trafo angeschlossen ist.
Zuerst lässt man sie im SR24 länger ruhen und versucht dann den Rotor mit einem Zahnstocher zu drehen, und
startet erste Versuche sie mit dem Trafo untergetaucht ans laufen zu bekommen. Das funktioniert oft nach einiger
Zeit, die Lok hustet den ganzen Schleim aus und kann nach einer erneuten Ölung mit einem Markenprodukt ein
neues Leben geniessen. Man muss sie nicht mal auseinanderbauen.
Kommen wir zurück zu unsere Berlin-Lok. Die lag 34 Jahre lang einbalsamiert und beide waren verklebt wie mit
dem Uhu.
Unmöglich überhaupt die Räder und Zahnräder aus dem Chassis zu entfernen. Abgesehen von allen mit Harz
verfüllten Zahnzwischenräumen. Ein Graus.
Hier kann die Wanne nicht mehr helfen. ich habe sie also 2 Wochen in SR24 gelegt, und danach einige Tage
Isopropanol um die Teile überhaupt ausbauen zu können.
Um die Einzelteile jetzt von dem Harz zu säubern, hat es unzählig lange Bäder im Ultraschall gebraucht, in einer
seifigen Lösung.
Was ich nicht besonders mag, denn Flugrost entsteht sehr schnell an der Luft. Egal, hier gab es keine Alternative,
und nach dem Klarwasserbad muss man sofort per Föhn alles trocknen.
Endlich war es an der Zeit, an den Umbau zu denken.
Man braucht also für den Glockenantrieb den Motor mit der richtigen Bestellnummer und den 3 D Halter.
Jetzt muss der alte Motor entfernt werden, inklusive dem Motorlager im Chassis.
Und dort wo diese Lager war muss jetzt ein 3mm Loch gebohrt werden, denn der neue Motor hat die Schnecke
mit dabei und die soll sich frei in diesem Hohlraum bewegen können um die Räder und Zwischenzahnräder anzutreiben.
Nun ist es so, alles was gedruckt wurde, und besonders in Messing, kann nie eine Toleranz von 1/100 erreichen, denn
der Weg vom Plastikmodell über das Wachs zum Messing lässt eine hohe Genauigkeit nicht zu. Es muss also am
Motorsitz noch gefeilt werden, und innen, da wo der Motor eingesteckt wird klappt es auch nicht sofort.
Wenn die Hülse zu eng ist, muss sie nachgeschliffen werden, und wenn sie wie in meinem Fall zu weit ist, muss der
Motor aufgedickt werden. Das geht seht gut mit einem Stück Kaptonband.
Ein halber Umfang hat gereicht um den Motor satt in die richtige Position zu schieben.
Kapton hat ja noch andere Vorteile, man kann Lötstellen maskieren, es gibt aber auch die Hitze an den Untergrund weiter
und so hat man keine schädliche Thermoisolation.
Und wenn der Motor und das Getriebe wieder zusammengebaut sind
Jetzt brauchen wir noch den richtigen Decoder, und ich habe dafür den Tran DCX77z ausgewählt. Tran oder auch
CT-Elektronik haben immer schon sehr kleine Decoder gebaut.
Der DCX77z hat eine Grösse von nur 7,6x5x1,8 mm /LxBxH, der passt hier. Er hat noch zwei die kleiner sind, also ich
behaupte Tran hat den Kleinsten, ohne Ihm persönlich zu nahe treten zu wollen.
Und mit 800mA am Motorausgang steckt er die Belastung durch den Glockenanker spielend weg. Anleitung :
DCX77z
PLatz ist in der Saddle_Tank mehr als in der 89er, denn durch den Wasserbehälter ist auch innen die Aussparung
grösser, wie man im Foto Vergleich sieht.
Bevor man aber überhaupt an den Einbau eines Decoders denken sollte, muss der ganze Antrieb in reinem Analogbetrieb
getestet werden.
Man sollte nie eine Lok auf Digitalbetrieb umbauen bevor man das nicht getan hat, also habe ich auf dem Schleifersockel
zuerst aus GFK einen Aufbau für den Decoder gefertigt und verklebt, und dann den Motor direkt an die Radschleifer durch
Schrumpfschläuche angeschlossen, um sicher zu sein dass die Mechanik in Ordnung ist.
Die war es dann auch, und so ist die nächste Etappe am Zug.
Geschrieben von Cleantex am 06.11.2021 um 13:25:
Locusta unguibus.
Was bei der Spur Z sofort auffällt, die Kupplung. Normalerweise auch Hummerschere genannt, und erstaunlicherweise
ist diese Bezeichnung sogar in deutschen Foren erlaubt.
Ich meine, dass es doch eher eine Beleidigung für den Hummer ist, ein schönes Tier das auch noch gut schmeckt.
Also Winkerkrabbe würde eher passen.
Nun haben jahrzehntelang Modellbahner nach den Ursprüngen geforscht, und nach einem Original in der Industrie
gesucht. Ohne Erfolg.
Was auch kein Wunder ist, denn eine mit diesen Klauen ausgestattete Lok hätte in keinen Schuppen gepasst.
7mm steht sie hervor, und da habe ich doch mal einen Vergleich mit einem Kleinstwagen gewagt.
Das ist bis heute so geblieben und Mä..... hat nie daran gedacht diese Schande neu zu gestalten.
Im Gegensatz dazu, hat MTL (Micro Trains Line) der amerikanische Z Produzent von Anfang an eine eigene
Kupplung entwickelt, die eine Kopie der Kadee Kupplung ist und für mich immer noch der Standard weil sie
den Klauenkupplungen in vielen Ländern sehr nahe kommt. Ebenfalls interessant weil man durch den Metallstift
auf einem Magneten unter dem Gleis sehr einfach automatisch abkuppeln kann. Wer sich jetzt über die Z-Kupplungen
näher informieren möchte, da gibt es eine sehr gute US Seite
http://www.zscale.org/articles/couplers.html
Zurück zur Saddle_Tank.
Hier ist es anders als bei der Shay wo an beiden Seiten eine angeschraubte MTL #903 zum Einsatz kommt.
Bei der Saddle_Tank ist das hinten ebenso der Fall, auch weil sie hier um einiges länger als das Chassis ist.
Vorne kommt aber eine MTL #901 (medium shank) zum Einsatz, ein direkter Ersatz für die Hummerschere. Die
baugleiche #902 (short shank) ist leider etwas zu kurz wegen dem Aufbau vorne. Und leider wird aber die #901
nicht mehr produziert, ich habe aber noch Bestand, früher Vogel fängt den Wurm.
Diese Kupplung muss man selbst zusammensetzen, und man braucht eine gute Lupe und eine Rasierklinge beim
Lösen vom Gussbaum, ansonsten funktioniert sie nachher nicht richtig. Wer hier abbricht, bricht besser Z ganz ab.
Sie besteht aus 4 Teilen, Ober- und Unterteil, dann in den Pillenhülsen, die gebogenen Stifte für das magnetische
Entkoppeln und die Federn.
Der Stift ist an einer Seite quadratisch gestanzt und muss genau in die vorbereitete quadratische Öffnung vom
oberen Teil eingedrückt werden. Wenn möglich nicht mit einer Zange um den Stift nicht zu beschädigen.
Hier pikse ich mich auch regelmässig in den Finger.
Jetzt wird der Getriebedeckel abgeschraubt und die Teile in den Zentralstift am Kuppelgehäuse eingefädelt und alles
wieder zusammengebaut.
Wichtig, die Radschleifer sollten noch nicht montiert sein, damit sie die Räder nicht aus den Lagern heben.
Wenn alles richtig montiert ist, müssen beide Teile freibeweglich sein, das sieht dann so aus
Geschrieben von Cleantex am 14.11.2021 um 21:23:
Nächste Operation, die Glubscher.
Leider hat Rudy Valle hier keine beleuchteten Lampen vorgesehen, sowohl vorne wie auch hinten am Tender.
Und die gegossenen Lampen sind nicht sehr groß, sie haben nur genau 2mm im Durchmesser und sind vorne flach.
Jetzt habe ich 2 Optionen, entweder ich bohre sie auf, oder ersetze sie. Das kann ich aber auch noch tun wenn das
mit dem Bohren schief geht.
Also, dann kommt auch die Saddle Tank in die Wanne um ihr Alloy70 Bad zu nehmen.
Und eingespannt, fotografiert durch die beleuchtete Lupe an der Standbohrmaschine.
Das Problem, ich brauche 1,6mm Löcher, wobei noch eine Wandstärke von 0,2mm Messing übrig bleibt.
Denn die 402er Led's haben 1mm Länge, aber dürfen auch nicht im Bohrloch klemmen denn die Lötpads
an beiden Enden würden dann kurzschliessen.
Der Koordinatentisch muss also sehr genau eingestellt sein. Das erreicht man mit einer Mikroskopkamera
aus Sicht der beiden Dimensionen X + Y.
Danach habe ich mit 1,2mm vorgebohrt. Denn wenn das Loch nicht 100% in der Mitte ist, kann ich immer
noch mit einem 1,4mm Fräser nachkorrigieren, was aber nicht nötig war.
Idem geschehen an der Rückseite über dem Kohlenkasten.
Geschrieben von Cleantex am 17.11.2021 um 14:35:
Wenn es darum geht, Lampen an Loks oder Wagen über Decoder zu schalten, gehe ich immer den Weg
keinen Drahtverhau zwischen Aufbau und Chassis zu organisieren. Das hat jede Menge Nachteile.
Denn eine Wartung wird dann immer zum Lotteriespiel. Um das zu vermeiden gibt es zwei Möglichkeiten,
abhängig von der Situation :
- Man setzt in den Aufbau oder Wagen, falls dieser über eine getrennte Stromaufnahme verfügt, und vor allem
genug Platz vorhanden ist, einen zweiten Decoder, also einen reinen Funktionsdecoder der nur Lampen und
andere Elektrik steuert, aber keinen Motor und auch diese Mögligkeit nicht hat.
- Man verbindet Aufbau und Chassis mit Mikro Steckkontakten die man einfach lösen kann, wenn nötig. In dem
Fall hier ist das angebracht.
Normalerweise würde ich Stecker mit 3 Pins verwenden, Frontleuchte, Rückleuchte und gemeinsamer Plus,
da Decoderausgänge immer nach Minus gezogen werden.
Das Problem bei der Saddle Tank, der Motor sitzt auf 1/10mm an der Bordwand vorne und so bleibt kein Platz
für eine Litze zwischen vorne und hinten. Lackdraht in Messinggehäusen ist nicht gesund.
Es bleibt also nur die Wahl 2 Leitungen über das Chassis zu verteilen, einmal nach vorne und einmal nach hinten.
So bleibt kein potentiel zerquetschter Draht vor dem Motorhalter übrig.
Im Gegenteil bleiben hinten am Motorhalter etwa 2mm Raum, desshalb habe ich dort eine kleine Platine angeklebt,
mit den beiden 4,7kOhm Widerständen für die Beleuchtung und als Lötstützpunkt für die Motoranschlüsse.
Wenn der Decoder an seinem Platz steckt hat er zwar noch etwas Spiel, aber ich klebe ihn nicht fest. Denn allein
durch seine Drähte wird er hier an Ort und Stelle gehalten. Jetzt sieht man auch wesshalb die grüne Platine oben
2 Erker hat.
Um die Verbindung mit den Radschleifer herzustellen habe ich an den alten Motorschleifer die Kohlen abgeschnitten,
ein Loch hinein gebohrt und dort die Decoderanschlüsse verlötet. Die zwei Löcher beidseitig halten dabei die
Decoderdrähte sicher in Position.
Und die "Krabbe" von der anderen Seite
Somit sind auch die Vorbereitungen an der Saddle Tank fertig.
Forensoftware: Burning Board, entwickelt von WoltLab GmbH